Linke und Rechte gemeinsam gegen die Regierung
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Auf dem Prager Wenzelsplatz fordern Demonstranten direkte Verhandlungen mit Russland. Bild: EPA
Zehntausende Tschechen fordern den Rücktritt der Regierung und ein Ende der Russlandsanktionen. Wladimir Putin steuert sie nicht. Wer dann?
Ein Redner auf einer Bühne, dahinter das Reiterstandbild des Patrons der Böhmen und die Neorenaissancefassade des tschechischen Nationalmuseums, davor ein Fahnenmeer in Weiß, Rot und Blau. Für ikonische Bilder ist der Wenzelsplatz allemal gut. An welche Traditionen kann man da nicht anknüpfen! „Gewaltfreie Revolution“ nennen die Organisatoren ihre Protestveranstaltung. Sie fordern den Rücktritt der konservativ-liberalen Regierung unter Petr Fiala, ein Ende der EU-Sanktionen gegen Russland und die Aufnahme von Direktverhandlungen Prags mit Moskau, um eigene Lieferverträge für Erdgas zu bekommen. Das Motto lautet: „Die Tschechische Republik an Nummer eins.“
Als die bis dato unbekannten Tschechen Ladislav Vrábel und Jiří Havel im Sommer unter diesem Schlagwort zu Demonstrationen aufriefen, war das Echo zunächst eher verhalten. Doch am 4. September kamen nach offiziellen Schätzungen beträchtliche 70 .000 Menschen auf den Wenzelsplatz. Aufsehen erregte nicht nur die schiere Zahl an Demonstranten, sondern auch die politische Struktur, die sich da zu bilden schien. Denn den Aufruf unterstützte mittlerweile die Rechtsaußenpartei „Freiheit und direkte Demokratie“ mit dem verwechslungsanfälligen Kürzel SPD. Auch die kommunistische Erbin der einstigen Staatspartei KSČM rief zur Teilnahme auf.
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