https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/olaf-scholz-ist-fuer-einen-tag-in-japan-es-geht-um-die-botschaft-18758826.html

Regierungskonsultationen : 24 Stunden Tokio

Olaf Scholz und Fumio Kishida am Samstag in Tokio Bild: AFP

Bundeskanzler Olaf Scholz und sechs Minister reisen für einen knappen Tag nach Japan. Warum die Strapazen? Es geht vor allem um die Botschaft.

          4 Min.

          Der Flug wird am Ende länger gedauert haben als der Aufenthalt. Schon am Sonntagnachmittag, nach nicht einmal 24 Stunden in Tokio, wird der Bundeskanzler wieder zurück in Berlin sein. In der Luft hat er dann mehr als 26 Stunden verbracht. Aber vielleicht gehört auch das zu dem deutlichen Signal, das Olaf Scholz aussenden wollte: Japan ist uns so wichtig, dass wir diese Strapaze nicht scheuen.

          Eckart Lohse
          Leiter der Parlamentsredaktion in Berlin.
          Patrick Welter
          Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

          Als der Kanzler am frühen Samstagnachmittag mit dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida und einer kleinen Delegation beisammensaß, nannte er die Regierungskonsultationen, zu denen er mit einem Teil des Kabinetts nach Tokio gereist war, ein „sicheres Zeichen der guten Kooperation“ zwischen beiden Ländern. Später, bei einer Pressekonferenz mit Kishida, bezeichnete Scholz Japan als einen „zentralen Wertepartner“ für Deutschland.

          Dass der Besuch stattfand, war letztlich wichtiger als die konkreten Inhalte. Man verabschiedete zwar eine 25 Punkte umfassende Abschlusserklärung, aber die enthielt im Wesentlichen Absichtserklärungen für die Zusammenarbeit. Schwerpunkt war die wirtschaftliche Sicherheit, ein Thema, das für die beiden rohstoffarmen und exportabhängigen Länder mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine noch mehr Bedeutung bekommen hat.

          Es geht um wirtschaftliche Sicherheit

          In vielen Gesprächen stand die wirtschaftliche Sicherheit im Vordergrund. Die Palette der Themen war breit, von der Sicherung des Zugangs zu seltenen Mineralien und Rohstoffen über die Sicherung von Lieferketten bis hin zum Schutz von Unternehmen und Institutionen vor Cyberangriffen. „In einer Welt im Umbruch geht es darum, die Wirtschaftspolitik sicherer zu machen“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck vor seinem Dialog mit seinem Amtskollegen Yasutoshi Nishimura.

          Japan bietet da viel Anschauungsmaterial. Das Land verfolgt in Sachen wirtschaftlicher Sicherheit eine breit angelegte Strategie, die von gesamtwirtschaftlichen Fragen wie der Energiesicherheit bis zu konkreten Anleitungen für Betriebe zum Schutz der Daten- und Informationssysteme reicht. Doch es schien nicht so, als ob es an dieser Stelle neben dem vertieften und künftigem Informationsaustausch zu konkreten Vereinbarungen kam.

          Habeck hatte sich Fortschritte in Sachen Rohstoffsicherheit erhofft mit der Idee, dass Deutschland und Japan kooperieren, um die Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen zu verringern. Von der gemeinsamen Exploration und Erschließung neuer Quellen, Vorkommen und Minen sprach er vor dem Gespräch mit Nishimura und darüber, dass man „da vielleicht wirklich konkret vorankommt".

          Gruppenfoto der an den deutsch-japanischen Regierungskonsultationen Beteiligten am Samstag in Tokio
          Gruppenfoto der an den deutsch-japanischen Regierungskonsultationen Beteiligten am Samstag in Tokio : Bild: AFP

          Scholz kündigte später an, dass die deutsche Bundesagentur für Geowissenschaften und Rohstoffe und das japanische Gegenstück, die dem Wirtschaftsministerium zugeordnete Jogmec, stärker kooperieren sollen. Hinsichtlich der gemeinsamen Exploration aber sprach Scholz nur von einer „gemeinsamen Blickrichtung und Perspektive“.

          Außenministerin Annalena Baerbock kündigte vor dem Gespräch mit ihrem japanischen Amtskollegen Yoshimasa Hayashi an, dass eine direkte verschlüsselte Telefonleitung zwischen ihren Büros installiert werde. „Das ist das tiefste technische Signal der Freundschaft und des gegenseitigen Vertrauens“, sagte Baerbock.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Zwei Gegentore in neun Minuten : Flicks Elf zahlt Lehrgeld

          Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird in der ersten halben Stunde von ihrem Gegner aus Belgien vorgeführt, kämpft sich danach durch Füllkrug und Gnabry heran – verliert aber dennoch.
          Ein außerirdischer Ansatz: So soll der KI-Innovationspark aussehen.

          Lidl-Kaufland-Konzern : Ein KI-Ufo für Heilbronn

          Die Milliarden des Lidl-Kaufland-Imperiums krempeln Heilbronn um. Der Konzern baut nun mit öffentlicher Förderung einen Stadtteil für Künstliche Intelligenz. Nach heftiger Kritik versuchen die Beteiligten die Wogen zu glätten.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.