Die finstere Nacht der Kirche
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Umstrittene Figur: Kardinal Dziwisz auf dem Petersplatz in Rom im März 2006 Bild: Polaris/laif
Der jahrzehntelange Privatsekretär Johannes Pauls II., Kardinal Stanislaw Dziwisz, steht in der Krise der katholischen Kirche in Polen im Mittelpunkt. Hat er Missbrauchstäter beschützt?
Ein Wirbelsturm fegt durch die mächtige katholische Kirche Polens. Jetzt hat er auch die Kardinäle erreicht. Noch dazu die – zumindest bisher – namhaftesten. Stanislaw Dziwisz, bis 2016 Erzbischof von Krakau, davor über Jahrzehnte Privatsekretär Papst Johannes Pauls II., hatte lange versucht, sich lästiger Anfragen zu erwehren. Es half ihm nicht: Vorige Woche war er der negative Held einer langen Fernsehdokumentation. Henryk Gulbinowicz, 28 Jahre lang Erzbischof von Breslau und ein Held des Widerstands gegen die Diktatur, wurde vom Vatikan Anfang November mit Strafen belegt: Er durfte nicht mehr öffentlich auftreten; an eine Stiftung für Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche sollte er eine Geldbuße entrichten. Außerdem wurde verfügt, dass Gulbinowicz, der auf der Dominsel in Breslau residierte, anders als seine Vorgänger nicht im dortigen gotischen Dom seine letzte Ruhe finden wird. Am Montag ist der 97 Jahre alte emeritierte Erzbischof gestorben.
Auch am Sitz der Kurie in der Franziskanergasse 3 in der Altstadt von Krakau ist vieles anders geworden. Dort, wo Johannes Paul II. bei seinen Besuchen in Polen, kaum zwanzig Jahre ist es her, zu später Stunde aus dem Fenster zu jubelnden jungen Menschen sprach; dort, wo noch heute ein großes Porträt im „Papstfenster“ an Karol Wojtyla erinnert, haben in den vergangenen Wochen ebenfalls junge, diesmal aber zornige Menschen gegen die Verschärfung des Abtreibungsrechts demonstriert.
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