Merkel in Vietnam : In einem Meer von Mopeds
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Angela Merkel mit dem vietnamesischen Ministerpräsidenten Dung in Hanoi Bild: AFP
In Saigon ist das Fahrrad das Verkehrsmittel der Wahl, in Hanoi ist es bereits das Moped. Sollte das Land weiter prosperieren, sollen Deutsche bei der Evolution der Fortbewegung mitverdienen. Angela Merkel trägt ihren Teil dazu bei.
Der zweite Tag ihres Vietnam-Besuches hat mit einem zwei Stunden langen Flug begonnen. Wahrscheinlich hätte Angela Merkel lieber in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon übernachtet. Doch es waren protokollarische Gründe, am Abend in Hanoi, der Hauptstadt Vietnams, zu bleiben. Die politischen Gespräche also waren in Hanoi abzuhalten - voran jenes mit dem Ministerpräsidenten Dung, welches seinerseits offenbar mit dem Verlesen einer Erklärung begann, wie das früher zum Gesprächsprotokoll sozialistischer Bruderländer gehörte.
Erst im Verlaufe der Unterredung soll Dung dann von deutscher Seite in freier Argumentation wahrgenommen worden sein. Ein gewisses Selbstständigkeitsstreben gegenüber dem großen Nachbarn im Norden, der Volksrepublik China, soll zu erkennen gewesen sein. Beide Länder streiten um Territorien zur See - es geht um Öl. Blumen im Gesprächszimmer seien gesichtet worden, wurde berichtet - unter einer Büste Ho Chi Minhs, des nordvietnamesischen Militärführers, dessen Vietkong-Truppen die amerikanische Armee aus Südvietnam vertrieben und nach dem die ehemalige Hauptstadt Südvietnams nun genannt ist.
Doch hatten die Besuche in den beiden vietnamesischen Metropolen auch einen inneren Zusammenhang. Seit langem beabsichtigt die Bundesregierung, zur Förderung der Wirtschaftsbeziehungen und zur Wahrung deutscher Unternehmensinteressen, in Saigon ein „Deutsches Haus“ zu errichten. Wirtschafts- und Unternehmensinteressen sollen dort gebündelt werden. Zwar unterstützte auch die vietnamesische Regierung - im Grundsatz - das Vorhaben. Doch verfolgte sie zusätzliche Interessen. Eine Zeitlang wurden Grundstücksfragen für das geplante Gebäude blockiert. Noch eine Woche vor Abreise der Kanzlerin aus Berlin war die Unterzeichnung des entsprechenden Abkommens ungewiss. Emily Haber, die - aus Kanzleramtssicht viel und gut arbeitende - Staatssekretärin des Auswärtigen Amtes reiste nach Hanoi, die Dinge zu klären.
Die Forderung der vietnamesischen Regierung - quasi als Gegengabe zur Klärung der Grundstücksfragen - bestand in dem Vorhaben, die deutsch-vietnamesischen Beziehungen (Wirtschaft, Wissenschaftsaustausch, Kultursachen, Rechtsstaatsdialog) mit dem Begriff der „strategischen Partnerschaft“ zu veredeln. Weil es ohnehin mit vielen Ländern der Welt eine „strategische Partnerschaft“ gibt, gab die Bundesregierung nach. Politische Kosten sind gering, und die Arbeit, nämlich die Koordinierung einer „regelmäßig“ tagenden „Steuerungsgruppe“ wurde zudem Frau Haber übergeben. Zwar ist in dem Protokoll der „Hanoier Erklärung“ nicht der Name Frau Habers als Mitleiterin enthalten - wohl aber der Hinweis auf die „Staatssekretärin des Auswärtigen Amtes“, wovon es nur eine gibt.