Kriminalstatistik : Zahl der Straftaten in Deutschland gestiegen
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Polizeiauto in Bayern Bild: dpa
Mehr Diebstähle, Raubdelikte und Vergehen wegen Kinderpornographie. Die neue Kriminalstatistik ist nicht nur mit einem „Nach-Corona-Effekt“ erklärbar.
Die Anzahl der Straftaten ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Wie aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, hat sich die Zahl der Delikte 2022 um 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf mehr als 5,6 Millionen erhöht. Besonders drastisch ist der Anstieg von Diebstählen (plus zwanzig Prozent) und von Raubdelikten (plus 27 Prozent). Diese Entwicklung erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die den Bericht vorstellte, mit dem weitgehenden Wegfall der Pandemiebeschränkungen. Durch die „Rückkehr ins normale öffentliche Leben“ gebe es wieder mehr „Tatgelegenheiten“, sagte Faeser am Donnerstag.
Allerdings kann der „Nach-Corona-Effekt“ den Anstieg der Taten insgesamt nicht allein erklären, denn selbst im Vergleich zum Jahr 2019 liegt die Zahl der Straftaten nun 3,5 Prozent höher. Fortgesetzt hat sich der Anstieg der Verbreitung, Erwerb und Besitz von Kinderpornographie (plus sieben Prozent), bei Jugendpornographie ist es sogar ein Zuwachs von 32 Prozent. Der Anteil der Tatverdächtigen unter 18 Jahren liegt bei 41,1 Prozent. Oft teilen Jugendliche solche Bilder, ohne dass sie sich im Klaren wären, eine Straftat zu begehen. Daran hat auch die Hochstufung des Delikts zum Verbrechen nichts geändert. Die Ampelregierung will das wieder rückgängig machen, da Verfahren nicht eingestellt werden können. Selbst Eltern, die im Klassenchat durch Weiterleiten auf das kriminelle Material aufmerksam machen wollen, machen sich strafbar.
Frauenfeindliche Straftaten erfassen
Die Zahlen des sexuellen Missbrauchs bleiben mit 15.500 auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Faeser nannte es „entsetzlich“, dass tagtäglich Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt werden. „Wir tun alles, um die Täter und ihre Netzwerke zu ermitteln und Kinder zu schützen.“ Sie kündigte einen Vorstoß auf europäischer Ebene an, um Onlineplattformen in die Pflicht zu nehmen, damit Missbrauchsdarstellungen entdeckt, gelöscht und die Täter verfolgt werden.
Dem Bericht zufolge sind 92,4 Prozent der Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung Frauen, ebenso wie 80 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt. Faeser will frauenfeindliche Straftaten künftig in den polizeilichen Statistiken genauer erfassen und auswerten. „Wir müssen handeln, um Frauen besser zu schützen und die Angst vor Übergriffen zu nehmen“, sagte sie.
Der Fall von Freudenberg, wo zwei Kinder eine Zwölfjährige erstochen haben, hat bundesweit Entsetzen ausgelöst. Der Kriminalstatistik zufolge steigt die Zahl tatverdächtiger Kinder insgesamt an. Im vergangenen Jahr standen mehr als 93.000 Kinder unter 14 Jahren im Verdacht, eine Straftat begangen zu haben. Im Jahr 2019 waren es knapp 73.000 Kinder. Sie können strafrechtlich nicht belangt werden, die Strafmündigkeit in Deutschland beginnt erst mit 14 Jahren.