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Zahlreiche Verletzte : Mindestens fünf Tote bei Anschlag nahe Außenministerium in Kabul

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Ein Selbstmordattentäter verübte einen Anschlag vor dem Außenministerium in Kabul. Zahlreiche Menschen wurden getötet oder verletzt. Bild: EPA

Bei einem Selbstmordanschlag nahe dem afghanischen Außenministerium in Kabul sind am Mittwoch laut Polizei mindestens fünf Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Der sogenannte Islamische Staat hat sich via Twitter zur Tat bekannt.

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          Bei einem Selbstmordanschlag nahe dem afghanischen Außenministerium in Kabul sind am Mittwoch laut Polizei mindestens fünf Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Die italienische Nichtregierungsorganisation Emergency NGO erklärte, in das von ihr betriebene Krankenhaus in Kabul seien mehr als 40 Verletzte eingeliefert worden. Die Opferzahlen stiegen in einem Ausmaß weiter an, dass auch in der Küche und der Kantine des Krankenhaus Betten aufgestellt worden seien, erklärte die Organisation.

          Polizeisprecher Chalid Sadran bestätigte eine Explosion „auf der Straße zum Außenministerium“. „Fünf Zivilisten sind getötet und eine Reihe anderer verletzt worden“, erklärte er. „Das islamische Emirat verurteilt einen solchen Angriff. Die Urheber dieser Tat werden gefunden und bestraft werden“, fügte Sadran hinzu. Afghanische Medien berichteten über weit höhere Opferzahlen und zitierten Quellen aus dem Außenministerium, wonach 20 Menschen ums Leben kamen und 26 verletzt wurden.

          Der sogenannte Islamische Staat hat sich unlängst via Twitter zur Tat bekannt. Erst vor zehn Tagen sind bei einem Anschlag, den die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamierte, vor dem Militärflughafen in Kabul mehrere Menschen verletzt und getötet worden. Die in Afghanistan regierenden Taliban beanspruchen für sich, seit ihrer Rückkehr an die Macht im August 2021 die Sicherheit im Land verbessert zu haben. Seitdem gab es jedoch eine große Anzahl von Bombenexplosionen und Angriffen. Zu den meisten bekannte sich der örtliche Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

          Ein Mitglied der Taliban-Sicherheitskräfte bewacht nach einem Selbstmordanschlag in der Nähe des afghanischen Außenministeriums auf dem Zanbaq-Platz in Kabul am 11. Januar 2023 eine blockierte Straße.
          Ein Mitglied der Taliban-Sicherheitskräfte bewacht nach einem Selbstmordanschlag in der Nähe des afghanischen Außenministeriums auf dem Zanbaq-Platz in Kabul am 11. Januar 2023 eine blockierte Straße. : Bild: AFP

          Ein Team der Nachrichtenagentur AFP führte zum Zeitpunkt des Anschlags ein Interview im benachbarten Informationsministerium. Fahrer Jamshed Karimi wartete im Auto, als er einen Mann mit Rucksack und einem Kalaschnikow-Gewehr über der Schulter sah. „Er ging an meinem Auto vorbei und nach ein paar Sekunden gab es eine laute Explosion“, sagte Karimi. Er habe gesehen, wie ein Mann „sich in die Luft gesprengt“ habe.

          Bilder vom Anschlagsort zeigten Körper, die im Schnee auf der Straße vor dem Gebäude im Zentrum der Hauptstadt lagen. Ein von den Behörden herausgegebenes Foto zeigte mindestens neun Tote oder Verletzte auf dem Boden vor dem Ministerium. Das Gebäude des Außenministeriums schien nicht allzu stark beschädigt.

          Chinesischer Besuch erwartet

          „Ein Selbstmordattentäter hat versucht, ins Ministerium einzudringen, aber er hat sein Ziel nicht erreicht und wurde von den Sicherheitskräften entdeckt und hat sich in die Luft gesprengt“, schrieb der stellvertretende Generaldirektor für öffentliche und strategische Angelegenheiten, Ahmadullah Muttaki.

          Laut dem stellvertretenden Informationsminister Muhadscher Farahi war für Mittwoch ein Besuch einer chinesischen Delegation im Außenministerium geplant. „Wir wissen nicht, ob sie zum Zeitpunkt der Explosion da waren“, sagte er AFP. Nach Angaben Muttakis waren zur Zeitpunkt des Angriffs keine Ausländer im Ministerium. Am 12. Dezember hatten IS-Kämpfer einen Anschlag auf ein von Chinesen frequentiertes Hotel in Kabul verübt. Dabei starben mehrere Menschen. Mindestens fünf Chinesen wurden verletzt.

          Das Nachbarland China ist einer der wenigen Staaten, die diplomatische Beziehungen zu den Machthabern in Afghanistan aufrechterhalten. Peking hat die Taliban-Regierung zwar nicht offiziell anerkannt. Nachdem die Taliban am 15. August 2021 in Kabul eingezogen waren, erklärte China aber, zu „freundlichen und kooperativen“ Beziehungen bereit zu sein.

          Peking befürchtet seit langem, dass Afghanistan ein Auffangbecken für die muslimische Minderheit der Uiguren aus der angrenzenden chinesischen Konfliktregion Xinjiang wird. Im Austausch gegen das Versprechen der Taliban, dass ihr Land nicht als Basis für uigurische Kämpfer dienen wird, hat Peking wirtschaftliche Unterstützung und Investitionen in den Wiederaufbau des Landes angeboten.

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