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Franziskus in Kongo : „Hört auf, Afrika zu ersticken“

Gegen das „Gift der Gier“: Papst Franziskus am 1. Februar während der Messe auf dem N’Dolo-Flughafengelände in Kinshasa Bild: via REUTERS

Bei seinem Besuch in der Demokratischen Republik Kongo prangert der Papst das „Gift der Gier“ an, das zur Ausbeutung des Kontinents führe. Vielen spricht er damit aus dem Herzen.

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          Mehr als eine Million Menschen sind am Mittwoch in der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo zur Messe von Papst Franziskus gekommen. Gläubige hatten vor dem N’Dolo-Flughafengelände in Kinshasa übernachtet, um rechtzeitig Einlass zu erhalten und das Eintreffen des Papstes in seinem „Papamobil“ nicht zu verpassen. Chöre mit mehreren Hundert Mitgliedern sangen und tanzten. Anderswo, in Einkaufszentren, Geschäften, Taxis, verfolgten viele Menschen die Messe auf dem Handy. Das Alltagsleben stand weitgehend still, selbst die sonst völlig verstopften Straßen waren frei.

          Claudia Bröll
          Politische Korrespondentin für Afrika mit Sitz in Kapstadt.

          Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte schon am Tag zuvor mit deutlichen Worten vielen in Kongo aus dem Herzen gesprochen. „Hände weg von Afrika. Hört auf, Afrika zu ersticken. Es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet werden, noch ein Land, das geplündert werden darf“, sagte er nach der Landung. Er sprach vom „Gift der Gier“, das zu so vielen Konflikten führe.

          „Große Amnestie des Herzens“

          In Kongo treffen solche Sätze auf besonders viel Widerhall. Die Geschichte des Landes ist gezeichnet von Ausbeutung, Kriegen und in jüngerer Zeit den Anschlägen von Rebellengruppen sowie ausufernder Korruption. Im Osten des Landes, das sechseinhalbmal so groß ist wie Deutschland, sind etwa 120 Rebellengruppen aktiv. Seit Ende 2021 verschärfen sich zudem die Spannungen mit der Regierung des Nachbarlands Ruanda. Beide bezichtigen sich gegenseitig, Rebellengruppen zu unterstützen.

          Der Papst richtete sich auch an afrikanische Staatslenker wie den kongolesischen Präsidenten Félix Tshisekedi. Die Menschen seien „unendlich wertvoller als alle Bodenschätze“, erinnerte er. Die Regierungen müssten im Interesse der Bevölkerung agieren. Er kritisierte aber auch den „Wirtschaftskolonialismus“ internationaler Konzerne und anderer Staaten. Afrika verdiene es, respektiert und angehört zu werden, ließ der Papst parallel auf Twitter mitteilen. „Lasst Afrika der Protagonist seines Schicksals sein.“ Mit Blick auf das „Blutvergießen“ in Kongo appellierte er an die internationale Gemeinschaft, sich nicht daran zu gewöhnen, und setzte während der Messe am Mittwoch hinzu, die Kriegsparteien sollten einander vergeben und ihren Gegnern eine „große Amnestie des Herzens“ gewähren.

          Die Reise des 86 Jahre alten Papstes war schon im Juli vergangenen Jahres geplant gewesen, musste aber aus verschiedenen Gründen verschoben werden. Offensichtlich lag Franziskus trotz der Strapazen viel an einem Besuch. Kongo gehört zu den Ländern mit der größten katholischen Bevölkerung in Afrika. Nach Angaben der dortigen Bischofskonferenz sind etwa 40 Prozent der 90 Millionen Einwohner katholisch. Die Kirche übernimmt viele staatliche Aufgaben, ist insbesondere im humanitären, sozialen Bereich und in der Bildung stark involviert, spielt aber auch eine überaus aktive politische Rolle.

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