Französisch-britischer Streit : Nicht immer gleich an die Decke gehen!
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Viel Gift – neue Allianzen. Anders als am 31. Oktober am Trevi-Brunnen in Rom anlässlich des G20-Gipfels. Bild: AP
Anstatt die Lage am Ärmelkanal gemeinsam zu entschärfen, injizieren London und Paris weiter Gift ins System. Das bilaterale Verhältnis geht den Bach runter.
Empfehlung zur Adventszeit, nach einem furchtbaren Unglück im Ärmelkanal: Wie wäre es, wenn die französische Regierung nicht gleich an die Decke ginge, wenn in London etwas zum Besten gegeben wird? Und wie wäre es, wenn die britische Regierung einsähe, dass die alten Partner auf dem Kontinent nicht nach ihrer Pfeife tanzen? Brexit ist Brexit. Das Ergebnis des jüngsten Schlagabtauschs (vor den Galerien der Innenpolitik) ist alles andere als hohe Staatskunst: Paris hat die britische Innenministerin von einem Treffen ausgeladen, bei dem es um illegale Migration und die Bekämpfung des Schlepperunwesens gehen soll. Dass Premierminister Johnson einen starken Hang zum Unseriösen hat, ist nun ja nicht neu.
Während das britisch-französische Verhältnis den Bach runterzugehen droht, stärkt Frankreich die Verbindung zu Italien. Die beiden Nachbarn haben einen umfassenden Vertrag geschossen, der sich am deutsch-französischen Vorbild orientiert. Man kann erwarten, dass diese Verbindung gestärkt und ausgebaut wird, auch in der EU; das ist ja Sinn des Vertrags. Ob und wie weit das zu Lasten Dritter geht, das wird sich zeigen. Italien wiederum will unter einem Ministerpräsidenten Draghi, der gewiss nicht im Ruf des Unseriösen steht, in der EU den Führungsplatz einnehmen, den London einst besetzt hatte.