Rosneft : Schröder verlässt Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns
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Gerhard Schröder am 29. September 2017 in Sankt Petersburg. Bild: AFP
Einen Tag nachdem der Haushaltsausschuss für die Abwicklung des Altkanzler-Büros gestimmt hat, gibt Gerhard Schröder seinen Posten im Aufsichtsrat von Rosneft auf. Auch bei Nord Stream 2 gibt es einen Rücktritt.
Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) gibt seinen Posten im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft auf. Schröder habe den Konzern darüber informiert, dass es ihm nicht möglich sei, sein Mandat zu verlängern, teilte Rosneft am Freitag mit. Der 78 Jahre alte ehemalige Bundeskanzler war Aufsichtsratschef des staatlichen Konzerns.
Seine Entscheidung ist offenbar eine Reaktion auf den Beschluss des Europaparlaments vom Donnerstag, Schröder auf die Sanktionsliste gegen russische Oligarchen zu setzen, wenn er sich trotz des Angriffskriegs auf die Ukraine nicht von seinen Posten in russischen Unternehmen trennt. Gegenüber der „New York Times“ hatte Schröder kürzlich erklärt, er werde das erst tun, wenn Russland keine Energie mehr in den Westen liefere.
Schröder war wegen seiner Weigerung, die russische Aggression zu verurteilen und sich von Präsident Putin zu distanzieren, stark unter Druck geraten. Nach seinem Ausscheiden als Kanzler 2005 war er als Vorsitzender des Aktionärsausschusses des Konsortiums Nord Stream tätig, das die Ostseepipeline zwischen Russland und Deutschland baute. Im Sommer 2016 wurde er Präsident des Verwaltungsrates von Nord Stream 2. Die Tochter des Energiekonzerns Gazprom hat Konkurs angemeldet und alle Mitarbeiter entlassen. Zuletzt sollte Schröder einen Aufsichtsratsposten bei Gazprom übernehmen.
Mit Schröder verlässt der Geschäftsmann und ehemalige Stasi-Hauptmann Matthias Warnig den Aufsichtsrat von Rosneft. Er war mit Putin seit dessen politischen Anfangsjahren in Sankt Petersburg eng verbunden. Warnig war stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats und zuletzt Geschäftsführer von Nord Stream 2. Dem Vernehmen nach hat er mit Putin wegen des Kriegs gebrochen.
Die Streichung seiner Privilegien als Altkanzler wird Schröder juristisch überprüfen lassen. Einen Bericht des „Spiegels“ bestätigte Rechtsanwalt Michael Nagel am Freitag in Hannover. Am Donnerstag hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags beschlossen, Schröder das Büro samt Mitarbeitern zu streichen, da er „keine fortwirkende Verpflichtung aus dem Amt als ehemaliger Bundeskanzler“ mehr wahrnehme.