Elektroautos : Geladene Stimmung
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Die Wahrheit liegt auf der Straße: Elektroautos halten zwar viele für eine gute Idee – aber noch nicht ganz so viele kaufen auch eines. Bild: dpa
Viele Autohersteller haben die E-Mobilität nicht ernst genommen. Dann kam der Dieselskandal. Nun gibt es Prämien und große Versprechungen. Aber warum erst jetzt?
In schwierigen Zeiten Optimismus zu verbreiten gehört zu den Aufgaben eines Vorstandsvorsitzenden. Matthias Müller, Chef des tief in den Dieselskandal verstrickten Volkswagen-Konzerns, erledigt diesen Teil seines Auftrags mit großem Eifer. Als sich Tausende Aktionäre in der Hauptversammlung um die Zukunft des Unternehmens mit rund 600.000 Mitarbeitern sorgten, stimmte sie Müller auf seinen Elektroweg ein, auf seine „Together-Strategie 2025“, in der mehr als 30 vollelektrische neue Fahrzeuge auf den Markt kommen sollen. In weniger als 15 Jahren, so Müller, soll jedes dritte Auto ein Elektroauto sein.

Wirtschaftskorrespondent in München.
Um nicht von anderen abhängig zu sein, hat der Vorstand den „Aufbau der Batterietechnologie zu einer Kernkompetenz“ des Konzerns gemacht und hegt sogar Sympathien für den Bau einer eigenen Batteriefabrik in Deutschland. Das solch eine Fabrik gut und gerne Investitionen von mehr als 10 Milliarden Euro nach sich ziehen würde, ist eine andere Frage. Erst einmal machen sich die Ankündigungen in den Ohren frustrierter Aktionäre ganz gut.
Elektroautos waren keine Kassenschlager
Seit amerikanische Behörden den Dieselbetrug aufgedeckt haben, ist bei Europas größtem Autokonzern alles anders. Volkswagen muss elf Millionen Diesel-Fahrzeuge nachbessern, die zu viel Stickoxide ausstoßen, Kosten von rund 50 Milliarden Euro stehen im Raum. Inzwischen dämmert auch dem treuen VW-Fahrer, dass die Autos mit Verbrennungsmotor fossile Auslaufmodelle sind.
Ausgerechnet der VW-Konzern, der Dieselaggregate manipuliert und so Abgastests geschönt hat, will sich zum Vorreiter des automobilen Klimawandels aufschwingen. Bislang waren die Wolfsburger nicht durch besonders umweltfreundliche Autos aufgefallen. Dem großen Rivalen Toyota mit seinem Hybridauto Prius hatte man vor Jahren großzügig das Umweltetikett überlassen, den Elektropionier Tesla Motors aus dem kalifornischen Palo Alto gar nicht ernst genommen.
Die Autokäufer gaben den deutschen Managern recht. Nirgendwo auf der Welt waren die Elektroautos echte Kassenschlager. Besonders trist ist bis heute die Lage in Deutschland: Nur 12.363 Autos mit Stromantrieb wurden hier im vergangenen Jahr zugelassen. Um ihr Ziel von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020 nicht endgültig der Lächerlichkeit preiszugeben, greift die Bundesregierung tief in den Subventionssäckel. 1,2 Milliarden Euro stellt der Staat bereit, um die Deutschen für die Stromer zu begeistern – per Kaufprämie. Seit einigen Wochen kann sie beantragt werden.
„Wir müssen in Europa bestimmte Fähigkeiten haben“
4000 Euro erhält, wer ein reines Batterieauto kauft, 3000 Euro gibt es für ein Fahrzeug mit Plug-in-Hybrid, das Verbrennungsmotor und Elektroantrieb an Bord hat. Die Subvention gewährt der Staat für Autos, deren Listenpreis 60.000 Euro netto nicht überschreitet. Doch an den Problemen einer zu geringen Reichweite der Batterieautos und einem fehlenden flächendeckenden Netz der Stromtankstellen ändert die Prämie erst mal nichts. Zwar gibt die Bundesregierung 300 Millionen Euro Fördergeld, mit dem 15.000 Ladestationen gebaut werden sollen. Aber das reicht nicht, um die Löcher im Stromtankstellen-Netz zu stopfen.