Otmar Wörner auf seiner Terrasse in Darmstadt Bild: Michael Braunschädel
Otmar Wörner aus Darmstadt will sich lieber umbringen, als ein Pflegefall zu sein. Ärzte sollen ihm dabei helfen. Aber woher wissen die, dass er sich das gut überlegt hat?
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Das erste Mal wollte Otmar Wörner sterben, als er 14 Jahre alt war. Er hatte sich im Konfirmandenunterricht in ein Mädchen verliebt, das nichts von ihm wissen wollte. Aus heutiger Sicht klingt das goldig, damals war es todernst. Wörner war überzeugt, dass ein Leben ohne dieses Mädchen sinnlos ist. „Da war ich auch mal nahe dran, aus diesem Leben zu gehen, weil das fürchterlich war, dass die nicht nach mir gucken wollte“, sagt Wörner. Er wollte sich aufhängen, mit einem Strick, verwarf den Plan aber wieder.
Die Jahrzehnte vergingen. Wörner konnte froh sein, sich nicht wegen eines Mädchens umgebracht zu haben, er heiratete eine andere Frau und ist heute, nach 60 Jahren, immer noch mit ihr zusammen. Er wurde Vater und arbeitete als Geschäftsführer einer Handelsfirma für Lebensmittel. Wörner war immer Chef, das heißt, er hatte seine Angelegenheiten im Griff. Ihm fällt es schwer, am Lebensabend etwas dem Schicksal zu überlassen. Wörner will selbst entscheiden, wann und wo und wie er stirbt. Das ist sein fester Wille, seit er gesehen hat, wie die Gleichaltrigen gestorben sind.
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