Der Kampf um das Land
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Im „Land der Vorväter“: Benjamin Netanjahu in Allon Schewut mit führenden Vertretern der Siedler im Westjordanland Bild: AP
Beim israelischen Siedlungsbau sind seit Jahren alle Argumente ausgetauscht, alle Lösungsmodelle erdacht und wieder verworfen worden: Ist es nun die Schuld Israels oder der Palästinenser, dass nichts vorangeht?
In einem seiner Bücher berichtet der palästinensische Schriftsteller Raja Shehadeh eine Episode, die sich im Jahr 1979 zugetragen hat. Zwei jüdische Siedler aus der wenige Jahre zuvor errichteten Siedlung Ofra kommen nach Ramallah in das Büro Shehadehs, der auch als Anwalt arbeitet. Sie bitten ihn, eine von ihnen gegründete Firma einzutragen, für Computerausstattungen, die sie im Westjordanland verkaufen wollen. Als er sich weigert, fangen sie an, mit ihm zu diskutieren. „Warum nicht? Wir bringen Fortschritt in das Gebiet“, sagen sie, und weiter: „Wir nehmen euch nichts weg. Je mehr Siedlungen, desto mehr Fortschritt. Wie kann das schlecht sein für euch?“
Vier Jahrzehnte später, an einem lichten Nachmittag Mitte November, steht Shehadeh neben einer Überlandstraße vor Ofra. Die Siedlung sieht man von hier aus nicht, sie ist hinter einer Mauer verborgen. Der 68 Jahre alte Shehadeh, vielleicht der bedeutendste lebende palästinensische Schriftsteller, ist ein schmaler Mann, der in der Landschaft fast zu verschwinden scheint. Wenn er sich äußert, dann präzise und besonnen. In einer Hand hat er das 1982 erschienene Buch, und er liest daraus die Geschichte mit den beiden Siedlern vor. Sie endet damit, dass er die Männer zur Tür begleitet. Ein Geschäft ist nicht zustande gekommen. Die Palästinenser und die Siedler, sie leben in getrennten Welten.
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