Iran : Obamas Warnung
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Nadelöhr der Weltwirtschaft: Die Straße von Hormus Bild: dpa
Das Verhältnis Irans zu Amerika hat sich in den vergangenen Jahren noch verschärft. Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass Obama in Wahlkampfzeiten nicht die Nerven für eine Konfrontation hätte. Er bleibt Oberbefehlshaber.
Über geheime Kanäle - das könnte das Sultanat Oman sein - soll die amerikanische Regierung den obersten Führer in Teheran, Ajatollah Chamenei, vor einer Sperrung der Straße von Hormus gewarnt haben. Offenkundig schätzt sie die Lage nach entsprechenden Äußerungen und Manövern als so unberechenbar und potentiell explosiv ein, dass ihr eine solche Warnung an den mächtigsten Mann in der iranischen Führung geboten schien. Dort sollte sich eigentlich jeder ausmalen können, welche unmittelbaren Folgen die Schließung dieses Nadelöhrs der Weltwirtschaft durch Iran für Iran hätte: Die Vereinigten Staaten würden militärisch reagieren und die Freiheit der Seewege erzwingen. Präsident Obama hat die „rote Linie“ noch einmal nachgezogen, auf dass es keine Missverständnisse gebe: Eine Schließung der Straße von Hormus wäre ein Kriegsgrund!
Obama bleibt Oberbefehlshaber
Dass Obama eine solche Warnung aussprechen würde, hätte er vermutlich auch zu Beginn seiner Amtszeit nicht ausschließen wollen (und schon gar nicht können). Aber damals, nach acht Jahren Bush, war er von dem Willen beseelt, nicht zuletzt das Verhältnis zu Gegnern und Feinden der Vereinigten Staaten auf eine neue Grundlage zu stellen. Obama schrieb direkt an Chamenei und das in einem Ton, den nicht nur seine innenpolitischen Kritiker als über die Maßen freundlich empfanden. Die Avancen, zu denen Obamas nur sehr verhaltene Unterstützung der iranischen Opposition gehört, wurden kalt ignoriert; das Regime schlug die ausgestreckte Hand aus. Das Verhältnis Irans zu Amerika und zum Westen im Allgemeinen hat sich nicht entspannt, es hat sich noch verschärft. Der Atomkonflikt liefert die wichtigste Erklärung hierfür.
Die iranischen Drohungen dürften dazu gedacht sein, den Europäern, die nun ebenso wie Washington Sanktionen gegen die iranische Ölindustrie beschließen wollen, den Schneid abzukaufen. Würden sie wahr gemacht, schadetet sich Iran wirtschaftlich selbst, von den Folgen einer militärischen Eskalation ganz abgesehen. Eine solche Aktion wäre also verheerend. Aber wer kennt schon Teherans Schaden- und Nutzenkalkulation? Vielleicht mögen einige dort der Auffassung sein, sie könnten den amerikanischen Streitkräften großen Schaden zufügen. Das stimmt vielleicht sogar. Aber es wäre ein Irrtum zu glauben, dass in Wahlkampfzeiten Obama nicht die Nerven für eine Konfrontation hätte. Er bleibt Oberbefehlshaber.