Druckmaschinenbauer : Manroland stellt Insolvenzantrag
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Papierbahneinzug einer Druckmaschine Bild: Manroland AG
Der weltweit drittgrößte Druckmaschinenbauer Manroland hat beim Amtsgericht Augsburg Insolvenz angemeldet. 6500 Arbeitsplätze sind in Gefahr.
Manroland, der weltgrößte Hersteller von Zeitungsdruckmaschinen, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Auslöser sei der seit Juli zu beobachtende „dramatische Einbruch im Auftragseingang“, der sich zuletzt noch beschleunigt habe, teilte das Unternehmen mit. Gleichzeitig mit dem Insolvenzantrag habe man einen Antrag auf Eigenverwaltung gestellt, um wesentliche Einheiten doch noch zu sanieren. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Augsburg den Steuerberater Werner Schneider. Als Generalbevollmächtigter für die Restrukturierung holte das Unternehmen Frank Kebekus.
Die Insolvenz – die größte in Deutschland seit der Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor vor zwei Jahren – betrifft 6500 Mitarbeiter, davon 5000 in den deutschen Werken Augsburg, Offenbach und Plauen. Das Ende des 150 Jahre alten Traditionsunternehmens hatte sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet, nachdem die Suche nach einem neuen Investor auf der Zielgeraden gescheitert war. Die Eigentümer – Allianz Capital Partners und MAN – haben sich nach Informationen dieser Zeitung nicht mit dem schweizerischen Finanzinvestor Capvis auf die Konditionen für einen Einstieg einigen können. Capvis wäre angeblich zur Mehrheitsübernahme und weiteren Investitionen bereit gewesen. Was am Ende den Ausschlag für das Scheitern gab, blieb unklar.
Die Druckmaschinenbranche ist von hohen Überkapazitäten gezeichnet. Das Geschäft mit Rollendruckmaschinen für die Zeitungsindustrie leidet unter der digitalen Revolution. Das Geschäft mit den kleineren Bogendruckmaschinen bekommt seit Monaten die Investitionszurückhaltung der meist mittelständischen Kundschaft zu spüren. Manroland ist in beiden Sparen vertreten.
Die Allianz hat seit dem Einstieg im Jahr 2006 gut 1 Milliarde Euro in Manroland gesteckt, zuletzt 200 Millionen Euro nach den gescheiterten Fusionsverhandlungen mit dem Wettbewerber Heidelberger Druckmaschinen vor zwei Jahren. Angesichts des dramatisch veränderten Umfeldes könne man es vor den Kunden von ACP nicht mehr verantworten, weiteres Geld in Manroland zu investieren, hieß es von Seiten der Allianz. Nach dem Scheitern der Investorengespräche hat sich auch nach Darstellung von MAN keine dauerhafte, wirtschaftlich tragfähige Lösung abgezeichnet.
Manroland ist mit 150 Millionen Euro verschuldet und erwartet im laufenden Jahr abermals einen hohen Verlust. Die Umsätze haben sich in den vergangenen fünf Jahren auf weniger als 1 Milliarde Euro halbiert. Mehr als 2000 Arbeitsplätze hat das Unternehmen in dieser Zeit schon abgebaut. Wegen der Finanzkrise hätten sich die Finanzierungsmöglichkeiten für Kunden nochmals erheblich erschwert; gleichzeitig habe sich der Preisdruck verschärft. Der Weltmarkt für Druckmaschinen sei nur noch halb so groß wie vor Beginn der Krise 2008.
Die Arbeitnehmer, die an den drei Produktionsstandorten am Freitagmittag über die Insolvenz unterrichtet wurden, zeigten sich bestürzt über das Aus. Die Arbeitnehmer hätten immer ihre Bereitschaft zu konstruktiven Lösungen gezeigt, sagte der stellvertretende Manroland-Aufsichtsratschef und IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner, nach der entscheidenden Sitzung am Freitag. Vor allem die Altgesellschafter seien nicht zu weiterer Unterstützung bereit gewesen. Im Mittelpunkt stehe jetzt die Sicherung von möglichst vielen Arbeitsplätzen. Dafür gebe es nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens immer noch gute Chancen. Kerner forderte die Altgesellschaft auf, an der Sanierung mit erheblicher finanzieller Unterstützung mitzuwirken. Zudem sei die Politik gefordert. Vom Bundeswirtschaftsministerium fordert die IG Metall eine koordinierte industriepolitische Strategie für alle Druckmaschinenhersteller. Manroland, Heideldruck und Koenig&Bauer steckten insgesamt in großen Schwierigkeiten. „Hier ist eine weitreichende Unterstützung durch die Politik unerlässlich.“
Die größten Firmenpleiten der vergangenen Jahre
Arcandor Handel/Touristik 52.000 Mitarbeiter
Woolworth Kaufhaus 9300 Mitarbeiter
Quimonda Chiphersteller 4600 Mitarbeiter
Karmann Autozulieferer 3400 Mitarbeiter
Honsel Autozulieferer 3000 Mitarbeiter
Wadan-Werften Schiffsbau 2400 Mitarbeiter
Schiesser Textilhersteller 2300 Mitarbeiter
Edscha Autozulieferer 2300 Mitarbeiter
Escada Modekonzern 2200 Mitarbeiter
Sellner Autozulieferer 1600 Mitarbeiter
Hansa Pflegeheim 1600 Mitarbeiter
Mäc Geiz Discounter 1600 Mitarbeiter
Schlott Druckerei 1480 Mitarbeiter
Saargummi Autozulieferer 1100 Mitarbeiter