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Ingenieurin : Robotik hat sie schon als Mädchen interessiert

  • -Aktualisiert am

Eine bosnische Ingenieurin arbeitet in Zwickau. Sie organisiert für Kinder ihrer Heimat Technologiereisen nach Deutschland und begeistert für Mint.

          5 Min.

          An diesem Nachmittag im Herbst ist Maja Hadžiselimović ziemlich erschöpft. Das ist nicht überraschend, denn am Vortag ist sie in Zagreb den ersten Halbmarathon ihres Lebens gelaufen. Überraschend ist aber, dass sie dafür 28 Jahre alt werden musste. Denn die junge Frau fängt viele scheinbar ungewöhnliche Dinge ungewöhnlich früh und erfolgreich an. An diesem Tag im Schulzentrum Ogulin, etwa 100 Kilometer südlich von Zagreb, fällt die junge Frau auf den ersten Blick nicht besonders auf. Sie trägt hellblaue Jeans, weiße Sportschuhe, eine weiße Bluse und ein grünes Jackett. Überraschend ist aber das Thema ihres Vortrags: „Robotik in Gegenwart und Zukunft. Berufserfahrungen in Deutschland.“ In Zenica in Zentralbosnien geboren, habe sie sich schon als Kind für Elektronik und Technik interessiert, weil ihr Vater Elektrotechniker ist. „Es war für mich immer ein Wunder, was er mit all den kaputten Fernsehern machte, damit sie wieder funktionieren. Das war ein Mysterium, und ich wollte es besser verstehen.“ Auch das Thema Robotik hat sie bereits in der Kindheit fasziniert. „Als ich jünger war, habe ich immer mit meinem Vater Science-Fiction-Filme gesehen. Meistens haben da die Leute Angst vor Robotern. Das war eine Motivation für mich, mehr darüber zu wissen und zu sehen, ob es einen Grund gibt, Angst zu haben.“

          Von Novi Sad nach Augsburg

          Nach jahrelanger Suche hat sie diesen Grund bis heute nicht gefunden, aber ihr Interesse für Technik ist geblieben. „Ich habe Automatisierung und Elektronik als Bachelorstudium und dann Mechatronik als Masterstudium gemacht.“ Ihre Studienabschlüsse hat sie in Sarajewo/Bosnien und Herzegowina, in Maribor/Slowenien und in Novi Sad/Serbien erworben. „Als ich Studentin in Novi Sad war, wollte ich in meinem letzten Studienjahr ein Praktikum machen. Ich habe im Internet über Aiesec, die größte internationale Studentenorganisation, gelesen und herausgefunden, dass sie Praktikumsplätze im Ausland vermittelt. Nach drei Interviews habe ich die Bewerbungsunterlagen erhalten und wenige Wochen später ein Praktikum in Augsburg gestartet.“ Schon während des Praktikums bei der MRK Systeme GmbH im Bereich der Mensch-Roboter-Kollaboration erhielt sie das Angebot einer Festanstellung als Ingenieurin. Seit fünf Jahren ist sie für das Augsburger Unternehmen tätig, das ein System-Partner des weltbekannten Unternehmens Kuka ist, das Industrie-Roboter herstellt. Für German Bionics erforschte und entwickelte die junge Frau auch das erste Exoskelett für Industrie-Arbeiten, eine Art Roboter-Anzug, der Menschen das Heben schwerer Lasten ermöglicht. Dadurch können aber zum Beispiel auch Männer und Frauen gleiche Berufe in der Industrie ausüben. Gerade arbeitet Maja Hadžiselimović hauptsächlich an der Einrichtung der neuen Fertigungsstraße für VW-Elektromobile in Zwickau.

          Echte Roboter sehen und sie verstehen

          Aber nicht nur beruflich ist sie engagiert und ständig im Einsatz. Sie ist nationale Koordinatorin der EU-Robotics-Week in Bosnien und Herzegowina und unterrichtet ehrenamtlich in ihrer Freizeit Englisch für Kinder und Jugendliche in Taiwan. Sie setzt sich für junge Menschen mit Handicap ein. „ Kinder sind immer authentisch, sie geben einem direkt etwas zurück. Jeder Mensch sollte jeden Tag wenigstens einmal einen Menschen zum Lächeln bringen!“ Warum ist sie keine Pädagogin geworden? Daran hatte sie während der Schulzeit auch gedacht, aber jedes Jahr denselben Lehrplan abzuarbeiten, schien ihr zu langweilig zu sein. So fördert sie heute ehrenamtlich und in ihrer Freizeit junge Menschen. Ihr Thema ist das, was sie fasziniert und was sie für besonders wichtig hält: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik, die sogenannten Mint-Fächer. Dabei hat Maja Hadžiselimović besonders Mädchen und junge Frauen, ihre Gleichstellung in Beruf und Gesellschaft im Blick. Deshalb half sie vor drei Jahren, das Thema Robotik in die Initiative IT Girls Project zu integrieren, das von den Vereinten Nationen unterstützt wird.

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