Kapitalerhöhung akzeptiert : Staat darf die Tui retten
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Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender der Tui Group Bild: dpa
Rettung angenommen: Der von der Corona-Krise hart getroffene Reisekonzern Tui wird durch weiteres Geld seiner Aktionäre und des Staates vor der Insolvenz bewahrt. Die Anteilseigner stimmen der notwendigen Kapitalerhöhung zu.
Der deutsche Staat darf sich nach der Lufthansa nun auch in größerem Umfang an dem Reisekonzern Tui beteiligen. Die Eigner des schwer von der Corona-Krise getroffenen Unternehmens stimmten am Dienstag mit großer Mehrheit einem entsprechenden Recht zum Umtausch von Vermögenseinlagen in Aktien zu. Damit ist der Weg für den Bund frei, bis zu 25 Prozent plus einem Anteilsschein an der Tui zu erwerben.
Das Unternehmen hatte seine Eigentümer zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammengerufen, die wegen der Pandemie-Beschränkungen online ausgerichtet wurde. Dabei schufen die Aktionäre mehrheitlich die letzten formalen Voraussetzungen für eine größere staatliche Beteiligung.
Die EU-Kommission hatte zuvor am Montagabend in Brüssel erklärt, dass die wettbewerbsrechtlichen Rahmenbedingungen für bis zu 1,25 Milliarden Euro an deutschen Hilfen aus ihrer Sicht erfüllt sind. Im Einzelnen geht es dabei um eine stille Beteiligung an Tui von 420 Millionen Euro, die der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) laut Beschluss der Aktionäre nun in direkte Anteilsscheine umwandeln darf. Zudem umfasst das Paket eine ebenfalls wandelbare Anleihe im Wert von 150 Millionen Euro, für die bereits im Spätsommer die wesentlichen Bedingungen geklärt worden waren.
Hinzu kommt jetzt noch eine zweite, allerdings nicht wandelbare stille Beteiligung von bis zu 680 Millionen Euro. Die genaue Ausschöpfung dieses letzten Teils ist unter anderem abhängig davon, ob sich das Land Niedersachsen am Tui-Hauptsitz Hannover bereiterklärt, eine Summe von bis zu 400 Millionen Euro mit einer eigenen Garantie abzusichern.
Am Dienstagvormittag hatte Tui-Chef Fritz Joussen auf der Hauptversammlung um die Zustimmung der Aktionäre geworben. Tui sei durch die Reisebeschränkungen in der Pandemie über Nacht zu einem Unternehmen ohne Produkt und ohne nennenswerten Umsatz geworden, sagte Joussen. Doch das könne sich schnell wieder ändern, wenn die Pandemie überwunden werde. „Das integrierte Geschäftsmodell der Tui ist grundsätzlich intakt und in der besten Ausgangslage, um bei Lockerung der Reisebeschränkungen kurzfristig wieder einen profitablen Betrieb zu ermöglichen“, betonte Joussen. „Die Tui hat eine sehr gute Perspektive.“ Der Reiseveranstalter sehe angesichts der überall anlaufenden Impfkampagnen Licht am Ende des Tunnels.
Nach der Lufthansa, die mit neun Milliarden Euro Staatshilfe aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien vor der Pleite bewahrt wird, ist TUI der zweite große Krisenfall in der Pandemie. Insgesamt sichert der Staat mit 4,3 Milliarden Euro die Existenz von TUI, knapp drei Milliarden davon kommen als Kredit von der Staatsbank KfW. So lange TUI von öffentlichem Geld abhängig ist, darf das Unternehmen keine Firmen kaufen, Dividenden an die Aktionäre oder Boni an die Manager zahlen. So soll ein unfairer Wettbewerbsvorteil durch Staatshilfe verhindert und ein Anreiz geschaffen werden, die Milliarden zügig wieder zurückzuzahlen.