Wegen Handelsstreit : Drohungen zwischen Amerika und China machen Börsen nervös
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Die Asien-Börsen gehen wegen des Zollstreits auf Tauchstation. Bild: AFP
Der schärfere Ton im Handelsstreit zwischen China und Amerika sorgt für zunehmende Verunsicherung an den Börsen. Die Kurse deutscher Aktien geben am Dienstag deutlich nach.
Die Gefahr einer weiteren Eskalation im Handelsstreit zwischen Amerika und China hat nicht nur die Börsen in Asien am Dienstag in die Knie gezwungen. Die jüngste Drohung von Präsident Donald Trump rüttele am Nervenkostüm der Anleger, sagte Shintaro Ikeshima, Chef-Analyst beim Broker Mitsubishi UFJ. Möglich sei auch, dass dies nur ein neuer Bluff des Präsidenten sei, die Nachrichten aus den Vereinigten Staaten bestimmten aber nun erst einmal das Börsengeschehen.
Der marktbreite F.A.Z.-Index verlor 1,2 Prozent auf 2468 Punkte. Der Standardwerteindex Dax fiel um 1,2 Prozent auf 12.678 Zähler. Auch an den Börsen Europas ging es überwiegend deutlich nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,90 Prozent auf 3435 Punkte ein. Auch die Wall Street notiert im Minus.
China kündigte am Dienstag Vergeltung an, kurz nachdem das Weiße Haus die Prüfung von weiteren Zöllen in Höhe von 10 Prozent auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar in Auftrag gegeben hatte.
Diese zusätzlichen Zölle könnten als neue Eskalationsstufe im Handelsstreit zwischen China und den Vereinigten Staaten gewertet werden, sagt Jens Klatt, Vermögensverwalter bei JK Trading. „Ganz besonders deshalb, weil man erwarten darf, dass China sich nicht erpressen lassen wird.“
Wegen der internationalen Gefahren bewerten mittlerweile führende Wirtschaftsforschungsinstitute die Aussichten für Deutschland deutlich skeptischer. So senkten das Münchner Ifo-Institut und das Essener RWI ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum mit Verweis auf die amerikanische Handelspolitik und den Brexit deutlich.
Das Ifo-Institut senkte seine Prognose von 2,6 auf 1,8 Prozent, das RWI ebenfalls. „Deutschland und Europa dürften am stärksten die Folgen dieser Handelspolitik spüren", warnte Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank.
Volkswagen büßten 2,4 Prozent ein. Auf die Meldung, dass der seit Montag inhaftierte Audi-Vorstandschef Rupert Stadler vom Aufsichtsrat beurlaubt wird und Vertriebsvorstand Bram Schot vorläufig den Chefposten bei der Volkswagen-Marke übernehmen soll, hatten die Volkswagen-Vorzüge kaum reagiert.
Der Aktienkurs von Ceconomy fiel auf die Nachricht, dass der Elektronikhändler eine Kapitalerhöhung erwägt, um mehr als 13 Prozent. Der Mutterkonzern von Media Markt und Saturn will sich für die Neuordnung des verlustreichen Russland-Geschäfts frisches Kapital besorgen.
Der Dollar wertete im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen auf, für einen Euro werden nur noch 1,1576 Dollar bezahlt. „Da die amerikanische Wirtschaft ohnehin schon auf voller Kapazität fährt, würden die Importzölle dort wohl sehr schnell auf die Inflation durchschlagen", sagte Devisenanalystin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Dies könne weitere Zinserhöhungen der Notenbank Fed nach sich ziehen.