Prognose erhöht : Biontech ist optimistisch dank Omikron
- -Aktualisiert am
Variantenreich: Auffrischungsimpfung gegen Omikron-Versionen des Coronavirus Bild: dpa
Neue Impfstoffe, basierend auf der aktuellen Corona-Variante, sollen das Geschäft beleben. Unsichere Investoren schicken den Aktienkurs jedoch auf eine Berg-und-Tal-Fahrt.
Der Impfstoffhersteller Biontech hat die Anleger am Montag mit zwiespältig deutbaren Nachrichten hin- und hergerissen. Einerseits schreckte die Botschaft erheblich rückläufiger Geschäfte im dritten Quartal. Umsatz und Gewinn sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um jeweils mehr als 40 Prozent. Begründet wurde dieser Einbruch damit, dass sich die Pandemie wie erwartet dynamisch entwickele, was zu schwankenden Quartalserlösen führe.
Zugleich jedoch lassen die neuen, an die Omikron-Variante des Coronavirus angepassten Vakzine das Management zuversichtlicher in die Zukunft blicken. So hob das Mainzer Unternehmen seine Erlösprognose für das Gesamtjahr an.
Der Kurs der an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq notierten Biontech-Aktie bewegte sich im Rahmen einer Berg-und-Tal-Fahrt von einem vorbörslichen Tageshoch hin zu einem anschließenden Tagestief mit Verlusten von mehr als 4 Prozent und im Anschluss wieder ins Plus mit rund 3 Prozent.
Finanzvorstand Jens Holstein sprach von einer „starken Leistung“ im dritten Quartal, weswegen man die Umsatzprognose für den Covid-19-Impfstoff für das laufende Geschäftsjahr auf das obere Ende der ursprünglichen Spanne angehoben habe. Statt der bisher angegebenen 13 bis 17 Milliarden Euro werden jetzt 16 bis 17 Milliarden Euro angepeilt. „Wir haben Anfang September begonnen, unseren an Omikron angepassten bivalenten Impfstoff auszuliefern, und rechnen damit, dies im vierten Quartal 2022 fortzusetzen“, erläuterte er.
300 Millionen Omikron-Dosen
Zusammen mit seinem Partner Pfizer hat das deutsche Biopharmaunternehmen bis Mitte Oktober rund 300 Millionen Dosen der an Omikron BA.1 und Omikron BA.4/BA.5 angepassten bivalenten Vakzine in Rechnung gestellt. Insgesamt geht das Unternehmen in diesem Jahr von bis zu 2,1 Milliarden in Rechnung gestellten Corona-Impfstoffdosen aus. „Einige Dosenlieferungen wurden aufgrund der sich entwickelnden Nachfragedynamik in das Jahr 2023 verschoben“, hieß es ergänzend. Dies wiederum schürte die Sorgen über die künftigen Erlöse, die Biontech mit seinem bislang einzigen vermarkteten Produkt erzielen kann.
Das Unternehmen geht zwar nach eigenem Bekunden davon aus, dass sein Covid-19-Impfstoffportfolio ein langfristiges und nachhaltiges Geschäftsfeld bleiben wird. Trotzdem blicken Investoren mit großem Interesse darauf, welche Produkte Biontech künftig noch auf den Markt bringen kann. Entsprechend verweisen die Mainzer stets ausführlich auf die Chancen künftiger Umsatzbringer. „Die gewonnenen Erkenntnisse bei der Entwicklung von an Omikron angepassten Impfstoffen wollen wir nutzen und das Gelernte auf andere Krankheitsbereiche sowie Produktkandidaten übertragen“, sagte Firmenchef und Mitgründer Ugur Sahin. „Wir bauen unser Covid-19- sowie Impfstoffportfolio im Bereich Infektionskrankheiten weiter aus und erweitern unsere Onkologie-Pipeline.“
19 Produktkandidaten in der Krebsmedizin
Im Bereich Krebs stehen demnach insgesamt 19 Produktkandidaten in 24 laufenden klinischen Studien auf der Agenda. Für das kommende Jahr erwartet man Neuigkeiten aus bis zu zehn klinischen Onkologiestudien und den Start von bis zu fünf klinischen Studien für Impfstoffkandidaten gegen Infektionskrankheiten. 2023 werde ein bedeutungsvolles Jahr für Biontech, resümierte Strategiechef Ryan Richardson.
2022 zeigt sich unterdessen schwankungsanfällig. Im dritten Quartal ging die Nachfrage nach dem ursprünglichen Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech und Pfizer deutlich zurück, auch weil eine Liefervereinbarung mit der Europäischen Kommission auf das vierte Quartal verschoben wurde. Von Juli bis September setzte Biontech 3,46 Milliarden Euro um nach 6,09 Milliarden Euro vor Jahresfrist. Der Nettogewinn schrumpfte auf 1,78 Milliarden von 3,21 Milliarden Euro. Im Neunmonatsvergleich lag der Gewinn mit 7,15 Milliarden Euro aber in etwa auf Vorjahresniveau.
Biontech-Partner Pfizer hatte schon vergangene Woche seine Vorschau erhöht. Die Amerikaner erwarten nun in diesem Jahr einen Covid-19-Impfstoffumsatz von 34 Milliarden Dollar, zwei Milliarden Dollar mehr als bislang. Weniger gut läuft es für den Konkurrenten Moderna. Vergangene Woche hatte das Unternehmen für das dritte Quartal von ähnlichen Geschäftsentwicklungen berichtet wie Biontech. Auch Moderna wies deutlich gesunkene Umsätze und Gewinne aus, das Minus belief sich auf jeweils mehr als 30 Prozent. Anders als Biontech musste Moderna jedoch wegen Lieferverzögerungen das Umsatzziel für seinen Corona-Impfstoff in diesem Jahr reduzieren. 2022 soll mit den Vakzinen voraussichtlich ein Erlös von 18 bis 19 Milliarden Dollar erzielt werden statt der zuvor erwarteten 21 Milliarden Dollar. An der Wall Street war der Moderna-Aktienkurs in der Spitze um bis zu 9 Prozent gefallen. Eine Analystin resümierte: „Man merkt, dass dieses Unternehmen noch in den Kinderschuhen steckt, im Gegensatz zu Pfizer, das bereits fertig ist und produzieren und ausliefern kann.“