Rangliste der Pressefreiheit : Deutschland rutscht ab
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Angriffe auf Medienvertreter und ihre Ausstattung, hier bei einer Demo in Washington D.C., nehmen weltweit zu, berichten „Reporter ohne Grenzen“. Bild: dpa
Die Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ zeigt: Die Situation für Journalisten ist in der Corona-Pandemie noch schwieriger geworden ist. Deutschland fällt zurück. Das hat mit der Gewalt bei den Querdenker-Demonstrationen zu tun.
Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) hat in ihrer heute veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit 2021 die Lage für Journalisten in Deutschland von „gut“ auf „zufriedenstellend“ herabgestuft. Deutschland rutscht in der Liste um zwei Positionen von Platz elf auf dreizehn ab und wechselt damit auf der Weltkarte von der Farbe weiß zu gelb. Grund dafür seien die zahlreichen Übergriffe auf Journalisten bei Anti-Corona-Demonstrationen, sagte der Vorstandssprecher Michael Rediske. 2020 notierte die Organisation 65 gewalttätige Angriffe gegen Medienschaffende, im Jahr zuvor wurden noch „mindestens“ dreizehn Übergriffe gezählt. RSF weist darauf hin, dass die Dunkelziffer vermutlich höher ist.
Generell ist die journalistische Berichterstattung aufgrund der Pandemie beeinträchtigt worden, sowohl von repressiven Staaten als auch von stabilen Demokratien, stellt Reporter ohne Grenzen fest. Die Pressefreiheit in fast drei Vierteln der 180 untersuchten Länder wird daher als „bedeutend eingeschränkt“ angesehen. Rediske sagt: „Unabhängiger Journalismus ist das einzige wirksame Mittel gegen die Desinformations-Pandemie, die seit einem Jahr die Pandemie begleitet.“
Es sei vielen Journalisten erschwert worden, ihre Arbeit auszuführen. Denn nicht nur Demonstranten, auch Staaten und Regierungschefs bedrohten die Pressefreiheit. Syrien verhängte eine Nachrichten-Sperre und Ungarn sowie Malaysia verboten die Verbreitung von „Falschmeldungen“ über die Pandemie. Außerdem streuten Donald Trump, Jair Bolsonaro und Nicolás Maduro in ihren Ländern Desinformationen über Covid-19.
In China sitzen mehr als hundert Journalisten im Gefängnis
Auf der Liste der Pressefreiheit finden sich, wie seit vielen Jahren, auf den ersten fünf Plätzen die skandinavischen Länder. Norwegen führt die Liste seit fünf Jahren an, gefolgt von Finnland, Schweden und Dänemark. Platz fünf belegt als bestplaziertes Land Lateinamerikas Costa Rica.
Die europäischen Nachbarn finden sich im oberen Mittelfeld, Spanien belegt den 29. Platz, Großbritannien Platz 33, gefolgt von Frankreich an 34. Stelle und Italien auf Platz 41. Schlusslichter sind traditionell China (177), Turkmenistan (178), Nordkorea (179) und Eritrea (180). In China sind zurzeit laut RFS mehr als hundert Journalisten inhaftiert. Das seien mehr als in jedem anderen Land der Welt. Die anderen drei Länder eint, dass die Regierungen die Kontrolle über alle Informationen halten. Nordkorea und Turkmenistan behaupten außerdem, dass es in ihren Ländern keine Corona-Fälle gebe, berichtet RSF.
Der gefährlichste Kontinent für Journalisten ist Afrika. Eines der gefährlichsten Länder für Medienschaffende ist Iran (Platz 174), konstatiert RSF. Dort wurde mit Ruhollah Sam der erste Journalist seit dreißig Jahren von staatlicher Seite exekutiert. Die Rangliste der Pressefreiheit ermittelt „Reporter ohne Grenzen“ mit einer Übersicht zu Übergriffen auf Journalisten, Gewaltakten und Haftstrafen und einer Befragung von Medienschaffenden.