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Brasilien : Amnesty: Rinder von illegalen Weiden aus Amazonien in Lieferkette

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Dieses von Amnesty International zur Verfügung gestellte Bild zeigt Indigene auf einem Weg, der von Eindringlingen im Wald gebahnt wurde. Bild: dpa

Einer der größten Fleischproduzenten aus Brasilien verletzt laut Menschenrechtlern seine Sorgfaltspflicht, weil er die Herkunft seines Viehs nicht unter Kontrolle hat. Farmen schleusten Rinder von illegalen Weiden durch.

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          Rindfleisch, für dessen Produktion Indigene vertrieben und Regenwald abgeholzt wird, gelangt in die Wertschöpfungskette eines der größten Fleischproduzenten Brasiliens und der Welt – und damit auch nach Europa. Dies geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht „From Forest to Farmland“ von Amnesty International hervor, der die kritische Situation im brasilianischen Amazonas-Gebiet beleuchtet.

          Amnesty interviewte Indigene, Beamte und Fachleute, wertete Satellitenbilder aus und analysierte Informationen von Behörden, etwa des Amtes für Tiergesundheit im Amazonas-Bundesstaat Rondônia. Die Nichtregierungsorganisation kommt zu dem Schluss, dass JBS seine Sorgfaltspflicht gemäß der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verletzt, weil es dem Fleischgiganten nicht gelingt, seine Lieferkette zu kontrollieren.

          Die illegale Einnahme von indigenem Land oder anderen Schutzgebieten ist demnach häufig von Einschüchterung, Drohungen und Gewalt begleitet. Reguläre Farmen schleusten Rinder von illegalen Weideflächen durch, die mit anderen Herden vermischt würden, um den Anschein der Legalität zu erwecken. Die Praxis ist als „Reinwaschen von Rindern“ bekannt. Kontrollbehörden stellen Dokumente für die Viehtransporte aus.

          JBS versicherte in einem Antwortbrief an Amnesty, dass man kein Rind von Farmern kaufe, die Land illegal in Besitz genommen hätten. Zudem habe das Unternehmen eine Strategie entwickelt, um dem Problem des Reinwaschens von Rindern zu begegnen. So habe man einen Index entwickelt, um die Produktivität von Farmen zu überprüfen. Damit solle festgestellt werden, ob sie ihre Zahlen rechtfertigen können oder im Verdacht stehen, Rinder reinzuwaschen.

          Insgesamt gibt es in Brasilien mehr als 210 Millionen Rinder. Die Fleischindustrie wurde in der Corona-Pandemie als essenziell eingestuft. Drei Viertel des Fleisches werden im Land konsumiert, mit dem verbleibenden Viertel ist Brasilien einer der Hauptexporteure. Europa ist einer der Absatzmärkte nach China, Hongkong, Ägypten und Chile, in die Brasilien am meisten Rindfleisch exportiert. Im Amazonas-Gebiet wächst die Viehwirtschaft – und damit die Zerstörung des Regenwaldes, auch in indigenen Gebieten – besonders stark. In den vergangenen Jahrzehnten soll eine Fläche ungefähr fünfmal so groß wie Portugal zu Weideland geworden sein.

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