Peugeot und Fiat : Eine Patchworkfamilie
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Für immer jung und die Lebensversicherung von Fiat: 500 Bild: Hersteller
Peugeot und Fiat wollen sich zusammenschließen. Die Kunst wird darin bestehen, die Identität nicht zu verlieren. Ein Blick auf das Angebot zeigt: Das wird eine Mammutaufgabe.
Wenn Größe in der Automobilbranche alles ist, dürfte es BMW und Mercedes-Benz nicht mehr geben. Oder bald nicht mehr geben. Sie setzen situativ auf Kooperationen, zumeist in Nischen, jüngst zu beobachten etwa am BMW Z4 und seinem Zwilling Toyota Supra. Schon dort besteht die hohe Kunst im Erhalt des Charakters, was nicht immer gut gelingt. Doch wo Premiumherstellern die Portemonnaies der Kundschaft offen stehen, müssen die Massenherstellern um jeden Cent kämpfen. Von Volkswagen mit seinen diversen Marken von Audi über Škoda bis Seat, Lamborghini und Scania lernen heißt offenbar siegen lernen. In Kauf genommen werden Kannibalisierungseffekte, lieber nimmt Škoda ein paar Kunden Volkswagen ab, als dass es einer wie Hyundai tut. Große Gefahr: Die Autos werden austauschbar.

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Technik und Motor“.
Nun also versuchen der französische Konzern PSA und das italo-amerikanische Konglomerat FCA eine Fusion, eine Fusion unter Gleichen. Wie man so etwas erst feiert und dann gegen die Wand fährt, lässt sich in den Geschichtsbüchern des Daimler-Chrysler-Deals nachlesen. Auch die Ehe von Renault und Nissan hat schon fröhlichere Tage gesehen. Peugeot-Fiat-Chrysler wird von einem mit starker Hand führenden und rigide an Geschäftszahlen ausgerichteten Carlos Tavares geleitet werden.
Für die Modellpaletten kann das nur größtmögliche Gleichmacherei in der Technik bedeuten. Die beiden Konzerne mit großer Familientradition ergeben sich mithin in ein Schicksal, das künftig nach anonymen Massenherstellern zu schreien scheint. Die Designer müssen hernach für Unterschiede im Auftritt der Modelle sorgen. Das Auge kauft schließlich mit.
Wie derlei aussehen wird, lässt sich schon beobachten, seit zwei Jahren gehören Opel und seine britische Schwestermarke Vauxhall zu PSA. Der neue Peugeot 208 und der neue Opel Corsa sind weitgehend baugleich, treten jedoch unterschiedlich auf. Was etwas irritiert: Der Corsa fährt knackiger als der Peugeot, sieht aber innen wie außen lahmer aus als sein französischer Genspender. Aus dem Peugeot 3008 sind der Citroën C5 Aircross und der Opel Grandland geworden, sie sehen nicht gerade nach eineiigen Drillingen aus. Ob aber die Kunden akzeptieren werden, dass der neue Opel Zafira Life ein - in der Tat gelungener - Citroën Space Tourer ist? Das sind nur erste ausgesuchte Beispiele, die Verbrüderung schreitet voran. Die Kunst der Feinjustierung will geübt werden. Die Kunst der Kostensenkung in Vertrieb, Produktion und Technik indes steht nicht zur Wahl, sie fordert PSA-Chef Carlos Tavares unmissverständlich. Da zählen günstige Fabriken und Masse.
Das fusionierte Gebilde käme auf rund 8,7 Millionen verkaufte Fahrzeuge im Jahr und wäre viertgrößter Hersteller der Welt nach VW, Toyota und der Allianz von Renault-Nissan-Mitsubishi. PSA strebt nach Größe, Größe, Größe und ein bisschen auch nach amerikanischer Präsenz. Zudem kommt eine recht erfolgreiche SUV-Marke ins Portfolio, Jeep gilt als Perle.
Fiat an sich ist unter seinem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Sergio Marchionne zugrunde gespart worden und besteht im Kern nur noch aus Fiat 500 und dem Transporter-Wohnmobil-Kastenwagen-Alleskönner Ducato. Die Italiener brauchen jede Menge frische Technologie, auch weil das im Jahr 2020 mit voller Wucht greifende europäische Emissionsziel von 95 g/km CO2 alle Hersteller finanziell stark fordert, manche überfordert.
Integrieren und Sparen beherrscht Tavares, ob er auch viele Mentalitäten dauerhaft zusammenbringen kann, ist nicht ausgemacht. Welche Modellpalette es zu managen gilt, zeigt diese Übersicht. Exemplarisch. Das sind bei weitem nicht alle Autos, die (bislang) im Angebot sind.