Die Krise befeuert das Pathos
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Bild: Kat Menschik
Corona-Notizen, Corona-Briefe, Corona-Journale. Und jetzt auch schon das erste Buch: Warum die neue Zuversichtsprosa eine Zumutung ist.
In dieser Woche ist das erste Corona-Buch erschienen: „In Zeiten der Ansteckung“ von Paolo Giordano, eine Mischung aus Notiz- und Tagebuch. Der italienische Schriftsteller sitzt „an einem seltenen 29. Februar“ vor seinem Computer und hat die interaktive Karte der Johns Hopkins University geöffnet, auf der die Verbreitungsgebiete des Virus als rote Kreise gekennzeichnet sind. Giordano blickt auf Italien und sieht trotzdem keine Grenzen, weil das, was wir durchleben, wie er feststellt, über Identität und kulturelle Bestimmungen hinausgeht. Für die nächsten Tage sind alle Termine abgesagt. Er beschließt, die Leere mit Schreiben auszufüllen. „Ich möchte mir nicht entgehen lassen, was diese Krise über uns selbst enthüllt.“
Und so analysiert der 1982 in Turin geborene Autor, der Physik studiert hat, die „Mathematik der Ansteckung“, erzählt, dass er am Vortag noch bei Freunden zum Abendessen eingeladen war, erinnert sich an seine Gymnasialzeit, denkt über exponentielles Wachstum nach. Dann ist schon Anfang März, siebzig großzügig bedruckte kleine Seiten sind voll, das Buch wird in Italien in den Druck gegeben, sofort ins Deutsche übersetzt, wo es jetzt erst mal als E-Book verkauft wird und in ein paar Wochen dann auch als Taschenbuch.
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