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Essay von Michel Houellebecq : Die Zukunft nach Corona

  • -Aktualisiert am

Michel Houellebecq Bild: AFP

Ich glaube nicht an Erklärungen der Art, dass nichts so sein wird, wie es war. Antworten an einige Freunde.

          5 Min.

          Man muss es schon zugeben: Mit den meisten E-Mails der letzten Wochen wollte man sich nur vergewissern, dass der Gesprächspartner nicht tot ist oder es bald sein wird. War dies erst einmal klargestellt, versuchte man doch noch ein paar interessante Dinge zu sagen, was nicht einfach war, da diese Epidemie die Leistung vollbringt, beängstigend und langweilig zugleich zu sein. Ein banales Virus, auf wenig ruhmreiche Art mit obskuren Grippeviren verwandt, kaum bekannte Überlebensumstände, ungenaue Merkmale, mal gutartig, mal tödlich, nicht einmal sexuell übertragbar: kurz, ein Virus ohne Eigenschaften. Obwohl die Epidemie täglich mehrere tausend Menschen tötete, vermittelte sie dabei den merkwürdigen Eindruck, ein Nichtereignis zu sein. Übrigens sprachen meine ehrwürdigen Kollegen (zumindest einige von ihnen sind ehrwürdig) nicht viel darüber, sie gingen lieber auf die Ausgangssperre ein; und ich würde hier gerne meinen Beitrag zu ihren Beobachtungen hinzufügen.

          Frédéric Beigbeder (aus Guéthary, Pyrénées-Atlantiques). Ein Schriftsteller sieht ohnehin wenige Menschen, er lebt wie ein Eremit mit seinen Büchern, die Ausgangssperre ändert für ihn kaum etwas. Absolut einverstanden, Frédéric, was das Sozialleben angeht, verändert sie so gut wie nichts. Doch du vergisst einen wichtigen Punkt (wahrscheinlich, weil du auf dem Land lebst und dich das Verbot weniger hart trifft): Ein Schriftsteller muss laufen.

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