Weine aus Südamerika : Die Rothschilds von den Anden
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1999 entstand die Marke Escudo Rojo. Bild: Escudo Rojo
Ein Ableger des berühmten Château Mouton-Rothschild ist seit mehr als 20 Jahren in Chile engagiert. Die Rotweine von Escudo Rojo vereinen Kraft und Charakter.
Den Château Mouton-Rothschild kennen die meisten Menschen nur dem Namen nach – aber nicht vom Geschmack her. Die wenigsten Weinliebhaber können sich diesen legendären Bordeaux regelmäßig ins Glas schenken. Denn dieser Rotwein ist sehr, sehr teuer. Schon ein aktueller Jahrgang kostet etwa 600 Euro je Flasche, ältere Tropfen liegen noch weit darüber. Wer dennoch eine Ahnung davon bekommen will, was das schon vor Jahrzehnten zum internationalen Wein-Unternehmen gewordene Spitzen-Château so in seine Flaschen füllt, der sollte einmal einen Escudo Rojo probieren.
Was dieser Wein aus Chile mit dem berühmten französischen Haus zu tun hat? Das rote Etikett gibt einen Hinweis. Am unteren Rand steht der Name „Baron Philippe de Rothschild“ – das ist sowohl der Name des Unternehmens, das den Château Mouton-Rothschild produziert, als auch jenes Mannes, dem das Weingut seinen Ruf zu verdanken hat. Philippe de Rothschild hat unter anderem erreicht, dass das Château im Jahr 1973 als Premier Cru zertifiziert wurde.
Seine Tochter Baroness Philippine de Rothschild übernahm 1988 das Haus, und etwa zehn Jahre später machte sie sich auf den Weg nach Chile, um dort im Maipo-Tal ein neues, gut 60 Hektar großes Weingut zu gründen, und so entstand 1999 die Marke Escudo Rojo.
Chile wurde Anfang der neunziger Jahre von bekannten Winzern aus Europa und Amerika als Anbauland entdeckt. In dem südamerikanischen Staat liegen die Weinberge zwischen dem Pazifik im Westen und den Anden im Osten, sodass je nach Lage der Rebhänge das Klima der Küste oder das der Berge mehr Einfluss nimmt. Auch die Böden sind teilweise sehr unterschiedlich.
Das Valle de Maipo wird im Norden von einer Gebirgskette und im Süden von der Verjüngung des Tals begrenzt. Zum Pazifik hin verhindern Berge, dass die kühle Luft vom Pazifik ins Tal zieht, so herrscht dort ein warmes, im Sommer heißes und meist trockenes Klima. Trotz der vor allem für den Weißweinanbau idealen großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht werden überwiegend rote Rebsorten kultiviert, vor allem Cabernet Sauvignon, der über die Hälfte der Fläche ausmacht.
Runder und kraftvoller Rotweinstil
Im Gegensatz zum Mutter-Château in Bordeaux bietet Escudo Rojo ein breiteres Programm: Weine aus den weißen Sorten Sauvignon Blanc und Chardonnay, einen Roten aus der in Chile sehr beliebten Sorte Carménère, eine rote Cuvée und drei reinsortige Tropfen aus Cabernet Sauvignon. Die Preise bewegen sich zwischen elf und 20 Euro. Der Baronesa P., eine Hommage an Baroness Philippine de Rothschild, ist mit gut 40 Euro ein Ausreißer. Im Mittelpunkt des Œuvres stehen die Cuvée Gran Reserva und der Cabernet Sauvignon Origine.
Seinen chilenischen Touch bekommt der Gran Reserva durch seinen hohen Anteil von Carménère, mit fast 40 Prozent ist diese Sorte im Blend fast ebenso präsent wie der Cabernet Sauvignon, eine untergeordnete Rolle spielen Syrah, Cabernet Franc und Petit Verdot. In der Nase zeigt sich der Wein zunächst kühl. Doch im Mund kommt dann schnell seine gefällige, vollmundige Seite zum Vorschein. Rote Beeren drängen nach vorne, es verbreitet sich viel Frucht mit einer nicht unangenehmen, leichten Süße.
Die Tannine bleiben wie die Säure dezent im Hintergrund. Trinkt man ihn konzentriert ohne Essensbegleitung, zeigten sich leichte Schwächen im Abgang und Komplexität, für 13 Euro je Flasche der Gran Reserva aber dennoch ein gutes Beispiel des für Chile nicht untypischen sehr runden und kraftvollen Rotweinstils.
Donnerstags um 12.00 Uhr
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