IBC-Container : Zum Wegwerfen viel zu schade
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Ein Kubikmeter Wasser für die Pferdeweide. Der IBC ersetzt in vielen Fällen Tränken aus verzinktem Stahl Bild: Weber
Sie stehen in Schrebergärten, auf Baustellen und auf Kuhweiden: gut einen Kubikmeter fassende Kunststofftanks. IBC-Container führen ein buntes Zweitleben.
Sie stehen in Schrebergärten, auf Baustellen und auf Kuhweiden: gut einen Kubikmeter fassende Kunststofftanks. Stählerne Gitterkäfige sorgen dafür, dass sie, randvoll gefüllt, nicht ausbeulen und ihre Form verlieren. Längst gehören diese Plastikbehälter zum Landschaftsbild, so dass sich die Frage aufdrängt, wo die in der Fachsprache als Intermediate Bulk Container (IBC) bezeichneten Tanks eingesetzt werden. Denn das Verwenden als Wasserreservoir für den Kleingarten ist natürlich nur eine Zweitverwertung.
Quadratisch, praktisch, gut: diesem Motto konsequent folgend, wurde der IBC entwickelt. 1975 kam der bis dahin mit der Produktion stählerner Öltanks beschäftigte Unternehmer Udo Schütz aus Selters in Rheinland-Pfalz auf die Idee, für den Transport von Flüssigkeiten einen würfelförmigen Behälter zu entwickeln. Der sollte leicht, gut zu stapeln und zudem in der Herstellung preiswert sein. Herausgekommen ist der besagte IBC, der in der Standardgröße genau 1060 Liter fasst.
Bezogen auf die Standfläche von rund einem Quadratmeters, auf die gerade mal vier herkömmliche 220-Liter-Fässer passen, ist das eine Volumenersparnis von 25 Prozent. Kein Wunder also, dass der IBC herkömmliche Gebindeformen weitgehend verdrängt hat. Zwischen 10 und 20 Millionen Gittertanks werden im Jahr weltweit hergestellt. Wie viele davon der Erfinder mit seinem Unternehmen in Selters - an mehreren Standorten im In- und Ausland - produziert, verrät man bei Schütz nicht. Mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent sei man aber klarer Marktführer.
Für eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft
Ein IBC besteht aus drei Teilen - einem aus High density Polyethylen (HDPE) geblasenen Tank, dem Gitterkäfig oder Rohrrahmen und einem entweder aus Kunststoff oder aus Holz gefertigten Boden in Form einer Palette. Alle drei Teile sind so miteinander verbunden, dass sie bei alten, ausrangierten Gittertanks leicht getrennt werden können. Damit ist der IBC das ideale Gebinde für eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft: Die Kunststoffblase wird gewaschen und gereinigt - und kann dann wieder befüllt werden. Oder, da etwa Betriebe der Lebensmittel- und Getränkeindustrie ihre Rohstoffe nur in neuen Behältern geliefert bekommen wollen, wird der Kunststofftank ausgebaut und geschreddert. Die anfallenden Plastikschnipsel dienen als Ausgangsmaterial für das Herstellen der IBC-Böden.
Damit in einem IBC auch Flüssigkeiten wie Ethanol, Propanol und Toluol transportiert werden dürfen, muss dessen Außenhaut leitfähig oder antistatisch ausgerüstet sein. Nur so lässt sich die beim Befüllen entstehende elektrostatische Aufladung beherrschen. Das zeigt, der Gittertank ist keineswegs ein Einfachprodukt. So gibt es auch beheizbare IBC. In ihnen werden Wachse, Klebstoffe und Schokolade transportiert, die auf dem Weg zum Kunden nicht erstarren dürfen. Hochsensible Flüssigkeiten wie Milch und Fruchtsäfte verlangen nach permeations- und gasdichten Behältern. Auch die sind im Angebot. Hergestellt werden sie auf Mehrschicht-Blasanlagen, die in einem Arbeitsgang Tanks mit bis zu sechs übereinanderliegenden Schichten fertigen können.
Längst hat sich ein phantasiereicher Markt für den Zweiteinsatz der IBC entwickelt. So werden Adapter angeboten, mit denen sich die großkalibrigen Auslassarmaturen am Boden der Tanks auf Gartenschlauchmaß reduzieren lassen. Es werden Isolationshauben verkauft, die ein Einfrieren verhindern sollen. Grün und braun gefärbte Tarnhauben sorgen dafür, dass der für rund 50 Euro gekaufte Alt-IBC (neue kosten je nach Ausführung zwischen 100 und 200 Euro) sich optisch der Gartenlandschaft anpasst und sich innen keine Algen bilden. Auch reine Gitterkäfige sind gefragt. In ihnen lassen sich Holzscheite luftig lagern, genau die Menge eines Schüttraummeters.