Kampfgeist: Roza Bloch (vorn) mit den Filmemacherinnen Lamby, Gathof und Partmann (von links) in Hamburg Bild: privat
Der lange Weg zur Gerechtigkeit
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„Warum hat es so lange gedauert?“ ist eine brutale Frage angesichts all der Mittäter im Nationalsozialismus. Drei Filmemacherinnen haben für „Fritz Bauers Erbe“ Prozesse gegen hochbetagte KZ-Aufseher, als auch deren Opfer begleitet.
Zwei Jahre Jugendstrafe für einen 93 Jahre alten Täter. Nicht nur das muss man den meisten erklären. Und zu allererst jenen, die, etwa gleichaltrig, Opfer gewesen sind, diese Frage beantworten: „Warum hat es so lange gedauert?“ Bis endlich ein Urteil fällt? Weil, so lernt man in „Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht“, erst spät, seit dem Urteil über den SS-Helfer John Demjanjuk 2011, die einstige Forderung des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, auch ohne den Nachweis einer Einzeltat müsse eine Verurteilung von Mitgliedern in der Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten möglich sein, eingelöst worden ist. Sodass 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Bruno D., SS-Wachmann im Konzentrationslager Stutthof, im Juli 2020 vor dem Landgericht Hamburg verurteilt worden ist. Zur Tatzeit war er 17 Jahre alt.
Auch Roza Bloch war ein junges Mädchen damals. Sie war in Stutthof gefangen. Auch das ist einer der wichtigen Gedanken, die einer der Opferanwälte in „Fritz Bauers Erbe“ seinen Zuschauern mitgibt: Menschen nicht „KZ-Häftlinge“ zu nennen, die nie Häftlinge waren. Sondern ihrer Freiheit und der Menschenrechte beraubt, festgehalten und ermordet wurden. Bloch ist aus Israel nach Hamburg gereist, um berichten zu können, was in Stutthoff geschehen ist. Sie hat am Landgericht als Zeugin ausgesagt. Am Yom Hashoah dieses Jahres, dem Holocaust-Gedenktag in Israel, hat sie sich selbst im Fernsehen gesehen.
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