Hilfe nach dem Beben : Rettung nach mehr als 50 Stunden
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Ein Retter sucht nach dem Erdbeben in den Trümmern eines Gebäudes im türkischen Kahramanmaras nach Überlebenden. Bild: dpa
Fieberhaft versuchen Helfer in den Erdbebengebieten, Verschüttete aus den Trümmern zu befreien. Bilder und Videos in den sozialen Netzwerken erzählen von dramatischen Aktionen. In Syrien wurde etwa ein Neugeborenes gerettet.
„Wir holen dich gleich raus“, versichern die Helfer Muhammed. Sie können den Jungen unter den Trümmern schon sehen, ein Gitter trennt sie noch von dem Kind. Sie füllen dem Zweijährigen etwas Wasser in den Deckel einer Flasche, reichen es ihm durch die Metallstäbe.
Es sind Videos wie diese in den sozialen Netzwerken, die die Not der Betroffenen von den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien zeigen. Die bewegenden Bilder von den dramatischen Rettungsaktionen gehen um die ganze Welt.
Muhammed aus der türkischen Provinz Hatay konnte noch am Montag befreit werden, wie mehrere türkische Medien berichten. Unklar ist, was mit der Familie des Jungen ist.
Neugeborenes in Syrien gerettet
Am Mittwochnachmittag ist die Zahl der Todesopfer in beiden Ländern auf mehr als 11.700 gestiegen. Unter ihnen ist auch die Familie eines Neugeborenen aus dem syrischen Dschindires. Das Mädchen kam wohl unter den Trümmern zur Welt. Ein Video zeigt, wie ein Helfer das Kind aus den Trümmern trägt.
Wie ein Arzt aus Afrin am Mittwoch der dpa berichtete, musste der Helfer zunächst die Nabelschnur durchtrennen. Die Eltern, vier Geschwister sowie eine Tante sind demnach ums Leben gekommen. Im Krankenhaus wurde das Kind, das in den sozialen Netzwerken als „Wunderbaby“ bezeichnet wird, auf den Namen Aja getauft. Einige Rippen sind gebrochen, ihr Zustand ist jedoch nach Angaben des Arztes stabil.
Von den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien sind schätzungsweise bis zu 23 Millionen Menschen betroffen. An den Hilfsmaßnahmen beteiligen sich auch Organisationen aus Deutschland. Einige Adressen für Geldspenden finden Sie hier:
Hier können Sie spendenIn der syrischen Stadt Harim konnten Helfer nach 17 Stunden zwei Schwestern retten. Ein Foto zeigt, wie das ältere Mädchen schützend den Arm um ihre Schwester legt. „Man schämt sich, zu schlafen, zu essen, im Warmen zu leben“, schreibt ein Twitter-Nutzer aus Istanbul.
Auch das Bild eines Vaters aus dem türkischen Kahramanmaras bewegte viele Nutzer. Der Mann, eingehüllt in eine orangene Jacke, hält die Hand seiner 15 Jahre alten Tochter Irmak, die noch unter Trümmern liegt. Den Zusammenbruch des Hauses hat sie nicht überlebt. Ihr Vater wollte dennoch nicht von ihrer Seite weichen.
Rettungen nach mehr als 50 Stunden
Hoffnung machen indes Berichte über diejenigen, die auch mehr als zwei Tage nach den Beben noch lebend aus den Trümmern geborgen werden können. Jubelschreie sind auf einem Video zu hören, als Helfer 50 Stunden nach dem Beben in Gaziantep ein vier Monate altes Baby aus einem Berg Trümmer ziehen. Das Mädchen wird in eine Decke gewickelt und erhält Sauerstoff, dann machen die Helfer sich daran, die Eltern des Kindes zu befreien.
In Kahramanmaras konnte eine Familie mit ihrer kleinen Tochter nach 56 Stunden befreit werden. Die schwangere Mutter stillte das Kind unter den Trümmern, bis sie befreit wurden, wie eine Reporterin des türkischen Senders TRT berichtet.
In beiden Ländern werden noch zahlreiche Menschen unter den Trümmern vermutet. Aus Deutschland sind unter anderen das Technische Hilfswerk sowie Katastrophenhelfer von ISAR Germany und @fire in die Türkei gereist und berichten teils bereits von ersten erfolgreichen Rettungseinsätzen. Vor Ort drängt die Zeit: Als kritische Überlebensgrenze für Verschüttete gelten etwa 72 Stunden. In den Krisengebieten herrschen jedoch teils lediglich Temperaturen um den Gefrierpunkt. Stephan Heinz vom Technischen Hilfswerk, das am Mittwoch mit der Hilfe bei den Bergungsarbeiten begonnen hat, sagte der F.A.Z.: „Wir haben große Hoffnung, dass wir noch Überlebende orten und retten können.“