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WHO spricht von Epidemie : Zwei von drei Erwachsenen in Europa sind zu dick

Laut „Europäischen Fettleibigkeitsbericht 2022“ sind 57 Prozent der Erwachsenen hierzulande zu dick. Bild: dpa

Laut WHO hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder in 40 Jahren massiv erhöht. Und knapp 60 Prozent aller Erwachsenen in der Europa-Region sind demnach übergewichtig oder fettleibig.

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          In nur 40 Jahren hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen in Europa massiv erhöht. Fast jedes zehnte Kind unter fünf Jahren gilt inzwischen als übergewichtig. Die Zahl dicker Jungen im Alter von fünf bis 19 Jahren verdreifachte sich zwischen 1975 und 2016, bei den gleichaltrigen Mädchen verdoppelte sie sich. Das belegen Daten einer neuen Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die am Dienstag vorgestellt wurde. Demnach sind inzwischen knapp zwei Drittel (59 Prozent) aller Erwachsenen in der WHO-Europa-Region übergewichtig oder fettleibig, 63 Prozent der Männer und 54 Prozent der Frauen. Deutschland liegt dabei noch unter dem europäischen Durchschnitt. Laut „Europäischen Fettleibigkeitsbericht 2022“ sind 57 Prozent der Erwachsenen hierzulande zu dick, 65 Prozent der Männer und 48 Prozent der Frauen.

          Peter-Philipp Schmitt
          Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

          Übergewicht und Fettleibigkeit haben nach WHO-Angaben in Europa inzwischen „epidemische Ausmaßen“ angenommen. In einigen Ländern könnte Dicksein schon bald das Rauchen als Hauptauslöser von Krebs ablösen, heißt es in dem Bericht. Schon jetzt zählen Übergewicht und Fettleibigkeit zu den Haupttodesursachen in Europa, mit mehr als 1,2 Millionen Todesfällen in jedem Jahr. Adipositas ist zudem einer der Hauptgründe für vorzeitige Invalidität. Grundlage für die Daten ist der sogenannte Körpermasseindex, der Body-Mass-Index (BMI). Dabei wird das Körpergewicht in ein Verhältnis zur Körpergröße gesetzt. Der BMI berechnet sich aus dem Quotienten aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat. Normalgewichtige Personen haben einen BMI zwischen 18,5 und 24,9 Kilogramm pro Quadrat der Körpergröße. Bei einem BMI von 30 gilt man als fettleibig oder adipös.

          Die Europa-Region der WHO umfasst 53 Länder und reicht von Grönland bis an die Pazifikküste. Für den Bericht wurden Daten aus den verschiedenen Ländern bis zum Jahr 2016 zusammengetragen. Zu den dicksten Europäern zählen demnach Türken, Malteser, Israelis und Briten, zu den dünnsten Moldauer, Kirgisen, Usbeken und Tadschiken. Die Folgen von Übergewicht und Fettleibigkeit spiegeln sich auch bei einem Anstieg von Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Problemen, Fettleber oder auch Schlafapnoe wider. Dicke waren und sind auch überproportional von Corona betroffen, da sie ein stark erhöhtes Risiko haben, schwerer an dem Virus zu erkranken, als normalgewichtige Menschen.

          Die WHO beklagt in ihrem Bericht, dass Dicksein immer noch zu oft als Problem des jeweiligen Individuums angesehen wird und nicht als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Kein Land innerhalb der Europa-Region sei derzeit auf einem guten Weg, um das Ausbreiten dieser Epidemie, wie geplant, bis zum Jahr 2025 zumindest abzubremsen und aufzuhalten. Kritisch sieht die WHO den zunehmend ungehinderten digitalen Zugang zu Nahrungsmitteln, zum Beispiel über Apps, die Essen nach Hause liefern, was durch die Pandemie, durch Lockdowns und Homeoffice, noch zusätzlich gefördert wurde. Viel zu oft sei das digitale Umfeld noch unreguliert, gerade mit Blick auf das Thema Gesundheit. Für ungesunde Lebensmittel würde – ähnlich wie für Alkohol oder Tabak – online noch immer zu häufig unreguliert geworben.

          Die WHO fordert unter anderem Steuern auf ungesunde Lebensmittel. Sie sollten weder beworben noch verkauft werden dürfen, ihre Packungsgrößen sollten verkleinert werden. Darüber hinaus sollten Schüler keinen Zugang etwa im Umfeld ihrer Schule zu ihr haben. Für Kinder und Jugendliche wünscht sich die WHO Sportprogramme an Kindergärten und Schulen sowie Kantinen, in denen gesund gekocht wird und die Speisen unentgeltlich ausgegeben werden. Und auch für Erwachsene sollte es an ihren Arbeitsplätzen vergleichbare Angebote geben.

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