Nach peinlicher Abschaltung : Scholz plant einen neuen Girokonten-Vergleich
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Finanzminister Olaf Scholz will nochmal neu an das Projekt Girokontenvergleich ran. Bild: dpa
Die lange vorbereitete zertifizierte Internetvergleichsseite für Girokonten ist einfach abgeschaltet worden. Doch Finanzminister Olaf Scholz gibt nicht auf. Man arbeite „mit Hochdruck“ daran, eine neue Vergleichsseite auf den Weg zu bringen.
Die Bundesregierung will offenbar das Scheitern der zertifizierten Vergleichsplattform für Girokonten nicht einfach hinnehmen. Wie berichtet, hatte der bisher einzige Betreiber einer solchen Plattform in Deutschland, das Unternehmen Check 24, nach einer Klage der Verbraucherzentralen das Handtuch geworfen und den Vergleich abgeschaltet. Nun teilte eine Sprecherin von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) auf Anfrage mit: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, eine neue Vergleichsseite auf den Weg zu bringen.“ Das Ministerium prüfe unterschiedliche Optionen.

Redakteur in der Wirtschaft.
Schließlich war die zertifizierte Vergleichsplattform als Antwort auf europäische Vorgaben geschaffen worden; Scholz hatte sich für die Zertifizierung eines privaten Unternehmens statt einer staatlichen Vergleichsseite entschieden. Nachdem Check 24 nun nach hohen Investitionen gescheitert zu sein scheint, dürfte so leicht kein anderer privater Betreiber zu finden sein.
Das Unternehmen Biallo, das auf seiner Internetseite einen relativ umfangreichen Girokonten-Vergleich anbietet, führte aus, ihm sei die Zertifizierung plus Folgekosten zu teuer gewesen, für drei Jahre habe man 154.287 Euro zahlen sollen. Die Verbraucherzentralen hatten die Stiftung Warentest als neuen Anbieter ins Gespräch gebracht; diese nannte die Idee „interessant“ – man müsse aber prüfen, ob man die personellen und strukturellen Kapazitäten habe.
Auch Max Herbst von der FMH-Finanzberatung, der selbst Girokonten vergleicht, sagte, es habe ihn nicht gewundert, dass das Projekt gescheitert sei: „Der Gesetzgeber hat die EU-Vorgaben vor Jahren umgesetzt, ohne zu überlegen, ob ein Privatunternehmen überhaupt Interesse haben könnte, einen derartigen Vergleich anzubieten“, sagte Herbst. Es habe ihn deshalb schon überrascht, aber auch gefreut, dass Check 24 bereit gewesen sei, nach eigenen Aussagen einen siebenstelligen Eurobetrag zu investieren, um diesen besonderen Girokontovergleich umzusetzen. Die FMH-Finanzberatung habe das bereits vor Jahren durchgerechnet und sich dafür entschieden, einen ausführlichen Vergleich anzubieten, allerdings ohne Anspruch auf die Zertifizierung, da allein dieser Prozess schon zu teuer gewesen wäre. „Und dann kommen am Ende doch die Verbraucherzentralen und sagen, die gesetzlichen Vorgaben sind nicht erfüllt“, kritisierte Herbst. Er frage sich, warum die Verbraucherzentralen nicht selbst einen Programmierauftrag vergäben. „Das Ende vom Lied wäre, dass sie zum Gesetzgeber laufen und sagen müssten, dass sie neben den Investitionskosten in siebenstelliger Größe entsprechend mehr Mitarbeiter brauchen und locker ein jährliches zusätzliches Budget von 200.000 Euro, um den Service des kompletten Zinsvergleiches zu pflegen.“
Sogar die Möglichkeit scheint im Gespräch zu sein, dass sich die Bankenaufsichtsbehörde Bafin gleichsam hoheitlich um die künftige Internet-Kontenvergleichsseite kümmert. Auch die würde dafür aber vermutlich zusätzliches Personal und Geld benötigen.
Die Sprecherin des Finanzministeriums sagte weiter, in der Zwischenzeit bestünden die mit dem Zahlungskontengesetz geschaffenen Informationspflichten der Banken natürlich fort: „So besteht weiterhin die Möglichkeit, sich über die einheitlichen Aufstellungen der Kontoentgelte, die jede Bank auf ihrer Webseite veröffentlichen muss, über die unterschiedlichen Kostenmodelle für Zahlungskonten zu informieren.“