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Investorenlegende Mark Mobius : „Aufspaltung von Alibaba könnte gut für Anleger sein“

Mark Mobius hat die Aktienanlage in Schwellenländern salonfähig gemacht. Bild: Frank Röth

Das Verschwinden des Milliardärs Jack Ma sehen viele Investoren mit Sorge. Schwellenland-Pionier Mark Mobius bleibt pragmatisch. Er sieht viele Chancen nicht nur in China.

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          Mark Mobius war einer der ersten Investoren, die konsequent auf Schwellenländer gesetzt haben. Vor allem mit asiatischen Aktien hat der heute 84 Jahre alte Amerikaner sich den Ruf als Pionier der aufstrebenden Märkte erworben. So holt die Investorenlegende, die stilecht in hellblauem Anzug und weißer Fliege zum Videogespräch mit der F.A.Z. erscheint, weit aus: „Nach dem Krieg war auch Japan mal ein Schwellenland“, sagt er. Einen ähnlichen Aufstieg zur entwickelten Wirtschaftsmacht traut er nun nicht nur China zu, sondern auch anderen asiatischen Ländern wie den Philippinen, Thailand und Malaysia.

          Tim Kanning
          Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

          Zuletzt hatte es einige Turbulenzen rund um chinesische Aktien gegeben. Für Aufregung sorgen vor allem das Verschwinden eines der reichsten Chinesen, Jack Ma, und die Ambitionen der Regierung, sein Unternehmen Alibaba aufzuspalten. Mobius bleibt da gelassen. Natürlich sei es nicht schön, wenn Manager plötzlich verschwänden. Aber so etwas sei in der Vergangenheit immer mal wieder vorgekommen und habe zumindest für die Investoren keine größeren Folgen gehabt. Einer möglichen Zerschlagung des Riesenkonzerns Alibaba kann Mobius sogar Positives abgewinnen. „Eine Aufspaltung von Alibaba könnte aus Investorensicht gut sein, weil die Einzelteile an der Börse mehr wert sein könnten als das Ganze.“

          Als Comicfigur im Internet

          Mobius hat sich längst selbst zur Marke gemacht. Nachdem er die Aktienanlage in Schwellenländern drei Jahrzehnte lang im Dienste der Investmentgesellschaft Franklin Templeton salonfähig gemacht hatte, gründete er vor drei Jahren seine eigene Gesellschaft Mobius Capital Partners. Im Internet inszeniert er seinen markanten Kahlkopf im Comic-Stil auf einem Blog und auf Twitter.

          Das Hin und Her um eine Verbannung einiger chinesischer Aktien von der amerikanischen Börse sieht Mobius ebenfalls entspannt. Titel wie China Mobile könnten ebenso gut in Hongkong gehandelt werden. Dass auch den Technologie-Giganten Alibaba und Tencent ein Ausschluss von der amerikanischen Börse droht, hält er für unwahrscheinlich. Dafür seien beide Titel für die New Yorker Börse viel zu wichtig.

          Handelskonflikt hat China nicht geschadet

          Bislang hat der Wirtschaftskonflikt mit den Vereinigten Staaten der Volksrepublik aus Sicht von Mobius kaum geschadet. Im vergangenen Jahr habe das Land trotz des Handelskriegs mehr exportiert als im Jahr davor. Der „Technologie-Krieg“ habe dazu geführt, dass China seine eigenen Technologiekonzerne aufgebaut habe, sagt Mobius. Insofern gehe er davon aus, dass es für die chinesischen Märkte auch weiterhin gut laufen werde.

          Doch nicht nur in Asien, auch in Südamerika und Afrika sieht der Schwellenland-Investor derzeit viele Chancen. Dort könnte der technologische Wandel vor allem in klassischen Branchen wie dem Einzelhandel noch große Auswirkungen haben und hohe Effizienzverbesserungen ermöglichen. Auch dort sieht er eine ganze Reihe von lokalen Unternehmen, die ähnliche Geschäftsmodelle verfolgten wie Google oder Amazon. Er erwarte nicht, dass die Tech-Giganten aus dem Westen dort das Rennen machen werden, lokale Unternehmer würden die Besonderheiten der Märkte oft viel besser verstehen. Nach wie vor gelte: „Schwellenländer wie China oder Indien haben einfach den Vorteil, dass sie riesig sind. Das bietet für jede Art von Geschäft gute Aussichten.“

          Auf die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Schwellenländer kommt Mobius erst auf Nachfrage zu sprechen. Afrika sei bislang deutlich weniger von der Pandemie betroffen als Europa und Amerika, was er unter anderem darauf zurückführt, dass die Bevölkerung in den dortigen Ländern viel jünger sei. Vor allem die asiatischen Länder profitierten davon, dass sie ihre Lockdowns strikter durchgezogen hätten als die westlichen Länder. Das zahle sich nun aus.

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