Jenseits des Paradieses
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Bildmächtige Produktion: Die israelische Sopranistin Hila Baggio (Bildmitte) in der Titelpartie der Oper „La Traviata“ Bild: Nils Heck
Starke Bilder liefert Karsten Wiegands Darmstädter Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“. Musikalisch fällt die Aufführung indes uneinheitlich aus.
Als die Stimmung auf dem Fest ihren Höhepunkt erreicht hat und alle Giuseppe Verdis unverwüstliches Trinklied anstimmen, legt sich Alfredo Germont das Violett der Fastenzeit an und hebt den Kelch, als wäre Messwein darin. Es wird nicht lange dauern, bis dieser Anmaßung ein behutsamerer Umgang mit religiösen Symbolen folgt. Denn Violetta, die Titelfigur in Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“, ist todkrank, riesige Röntgenbilder von ihrer tuberkulösen Lunge lassen daran keinen Zweifel. Und so geht sie schon in der Partywelt des ersten Aktes, wie ihn Intendant Karsten Wiegand im Staatstheater Darmstadt in seiner Inszenierung von Giuseppe Verdis 1853 in Venedig uraufgeführtem Melodramma zeigt, auf Distanz, singt ihre Koloraturen auf dem Steg vor dem Orchestergraben.
Es sind ausgeprägte, kräftige, vielfach christlich konnotierte Bilder, die Wiegand, wie schon in seiner Inszenierung 2011 am Nationaltheater Weimar, dem recht diesseitigen Treiben entgegensetzt, das in Francesco Maria Piaves Libretto auf dem Roman „La Dame aux camélias“ von Alexandre Dumas beruht. Als sich Violetta, die Pariser Kurtisane, mit Alfredo aufs Land zurückzieht, dominiert ein riesiges Gemälde mit Paradiesmotiven von Hieronymus Bosch die weit geöffnete Bühne des Darmstädter Großen Hauses; ebenso ragen die Bäume des Lebens und der Erkenntnis in die Szene.
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