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Joint Venture geplant : Deutsche Bank startet einen neuen Anlauf nach China

Das Logo der Deutschen Bank an einem Haus in Schanghai Bild: Reuters

Über ein Joint Venture mit dem fünftgrößten chinesischen Finanzinstitut will die Deutsche Bank in dem Riesenmarkt weiter wachsen. Vor allem die Zielgruppe der reichen Chinesen ist interessant.

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          Die Deutsche Bank startet einen neuen Anlauf, um im Hoffnungsmarkt China weiter zu wachsen. Über ein Joint Venture mit der  Vermögensverwaltung der Postal Savings Bank will sie nach Informationen der F.A.Z. vor allem die Fonds und Dienstleistungen ihrer Tochtergesellschaft DWS stärker in dem riesigen Privatkundenmarkt vertreiben. Die Gespräche befinden sich noch in einem frühen Stadium, ob und wann das Gemeinschaftsunternehmen tatsächlich zustande kommt, ist derzeit noch offen. Sowohl die Bank als auch die DWS wollten die Informationen nicht kommentieren.

          Hendrik Ankenbrand
          Wirtschaftskorrespondent für China mit Sitz in Schanghai.
          Tim Kanning
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Die Postal Savings Bank ist die fünftgrößte chinesische Bank und hat nach eigenen Angaben 600 Millionen Kunden. Der Wunsch-Partner der Deutschen Bank ist aber nicht die allererste Adresse im Finanzwesen der Volksrepublik. Die 40.000 grün gestrichenen Filialen der Postal Bank sind vor allem in den unbekannteren der chinesischen Millionenstädte und in der Provinz zu finden. Schließlich will das an den Börsen in Schanghai und Hongkong notierte Institut laut Selbstbeschreibung in erster Linie „Landwirtschaft und Bauern“ dienen sowie kleinen und mittleren Unternehmen. Die Vermögensverwaltungssparte der Postal Savings Bank ist erst vor zwei Jahren gegründet worden. Zwei Drittel der 183 Anlageprodukte, die die Bank anbietet, werden zu einem festen Satz verzinst.

          DWS will schon länger in Asien zulegen

          Für die Deutsche Bank würde das Gemeinschaftsunternehmen eine recht risikoarme Möglichkeit bieten, um ihr Geschäft in China auszubauen. Die Vergabe von Krediten oder gar Hausfinanzierungen sind offenbar nicht geplant. Die selbst börsennotierte Tochtergesellschaft DWS sucht schon seit längerem nach Wegen, ihr Vertriebsnetz in Asien auszubauen. Vorstandschef Asoka Wöhrmann hat seinen Aktionären schon öfter auch „anorganisches Wachstum“, also Zukäufe, versprochen. 

          Wenn das Joint Venture zustande kommt, könnten die Frankfurter ihre Finanzprodukte auf einen Schlag über das riesige Filialnetz des chinesischen Partners vertreiben und sich dabei auf die wachsende Mittelschicht ausrichten, ohne weitere eigene Zweigstellen aufzubauen. Bislang ist die größte deutsche Bank in China vor allem im Investmentbanking etwa in der Beratung zu Fusionen und Übernahmen sowie in der Emission von Anleihen tätig, bedient hochvermögende Kunden und hilft Unternehmen in der Handelsfinanzierung. Kurz vor Weihnachten erhielt das Institut zudem als erste Bank aus der Europäischen Union die Lizenz zur Verwahrung chinesischer Wertpapiere. 

          Alle wollen an die reichen Chinesen

          Den letzten großen Anlauf auf den chinesischen Massenmarkt musste die Deutsche Bank im Jahr 2015 vor allem aus Geldsorgen wieder abblasen. Die mühsam aufgebaute Beteiligung an der Hua-Xia-Bank mussten die Frankfurter damals auf der Suche nach dringend benötigtem Kapital wieder verkaufen.

          Auch dieses Mal ist der Erfolg nicht garantiert. Der Markt ist und bleibt hart umkämpft. Seit China vor drei Jahren die Tür zu seinem riesigen Finanzmarkt für ausländische Anbieter weiter aufgestoßen hat, wittert nicht nur die Deutsche Bank das große Geschäft mit dem Vermögen der Reichen Chinas, deren Zahl rapide zunimmt. Schon heute gibt es im Land rund 5 Millionen Menschen mit einem verfügbaren Einkommen von umgerechnet mindestens einer Million Dollar. Bis 2035, schätzt die Credit Suisse, dürften es doppelt so viele sein.

          Die Amerikaner waren früher

          Um an das Geld der Gewinner des chinesischen Wirtschaftswunders zu kommen, sind die vier großen chinesischen Banken die bevorzugten Partner der Ausländer. Goldman Sachs hat sich für seine Vermögensberatung in China mit der an der Bilanzsumme gemessen weltgrößten Bank ICBC zusammengetan. Blackrock arbeitet mit der China Construction Bank zusammen. Der französische Vermögensverwalter Amundi hat ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Bank of China gegründet. Konkurrent Schroders aus London kooperiert mit der Bank of Communications. An allen der Joint Ventures halten die Ausländer die Mehrheit. Durchschlagender Erfolg ist ihnen trotz ihrer klingenden Namen und der vielen Reichen in China aber trotzdem nicht garantiert.

          Schon 2017, als die chinesische Regierung erstmals versprach, die Beschränkungen für ausländische Banken und Fonds in der Volksrepublik zu kappen, kritisierten deutsche Finanzmanager in Schanghai, der Schritt falle der Regierung in Peking leicht – schließlich sei der „Kuchen bereits verteilt“ in Chinas Finanzmarkt. Tatsächlich hat das Finanzmagazin „Caixin“, das den Einstieg der Deutschen Bank in Chinas Vermögensverwaltungsmarkt zuerst gemeldet hat, kürzlich anonym Dutzende Finanzmanager ausländischer Anbieter zitiert, die sich alles andere als glücklich über die angebliche Öffnung der Finanzwirtschaft zeigen. So seien der Wettbewerb, vor allem aber die oftmals kaum vorherzusehende Regulierung des Staats in China viel härter als in der Heimat.

          Peking dürfe es nicht dabei belassen, ausländische Investoren ins Land zu lassen, sagte einer der Betroffenen. Würden diesen bei ihrer Expansion Steine in den Weg gelegt, könnten die ausländischen Banken China in ein paar Jahren schon wieder verlassen, nachdem sie viel Geld im Reich der Mitte versenkt hätten. So müsse jedes einzelne Finanzprodukt zuvor vom Staat langwierig genehmigt werden – „Innovationen“ auf den Markt zu werfen sei bei diesem Schneckentempo schwierig bis unmöglich. Dass die chinesische Konkurrenz über ein jahrzehntelang gewachsenes Netz an den in China überlebenswichtigen Kontakten verfüge, spreche auch nicht für die Erfolgsaussichten der Ausländer.

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