Edelsteinhandel : Bunte Diamanten erzielen Rekordpreise
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Mit 5 Karat ein Leichtgewicht: Diamantring bei Tiffany Bild: Kretzer, Michael
Ob „Blue Moon“ oder „Star of Josephine“: Bunte Steine erzielen auf Auktionen immer wieder Rekordpreise. Zunehmend dienen sie den Käufern auch als Geldanlage. Was den Wert eines Diamanten bestimmt.
Sie tragen Namen wie „Blue Moon“, „Star of Josephine“ oder auch „Heart of Eternity“, und sie haben schon Sultane, Zuckerbarone, Könige und in jüngerer Zeit immer wieder auch chinesische Immobilien-Investoren in den Bann gezogen. Dass Diamanten selten und teuer sind, ist bekannt. Farbige Diamanten jedoch befinden sich in einer eigenen Liga.
0,2 Gramm oder ein Karat – ursprünglich das Gewicht eines getrockneten Samenkorns des Johannisbrotbaums – waren dem Käufer auf einer Auktion 2,4 Millionen Dollar wert. Zielgruppe für die Kostbarkeiten sind die ungefähr 200.000 Superreichen auf der Welt, die schon das meiste von allem besitzen, was die Vertreter dieser Gesellschaftsschicht gern für erstrebenswert halten. Auch Wirtschaftskrisen und andere Fährnisse haben ihre Zahlungsbereitschaft für bunt funkelnde Steine aus gepresstem Kohlenstoff offenkundig nicht gemindert.
„Es ist eine Marktnische in einer Nische in einer Nische“, stellen die Fachleute des Branchenmagazins „Rapaport“ fest. Früher wagten sich nur wenige fachkundige Käufer an diese seltenen Juwelen heran. Heute tummeln sich immer mehr Interessenten auf den Versteigerungen, weil sie darauf hoffen, dass die Preise weiter steigen. Die Raritäten dienen nicht nur als Schmuck, sondern zunehmend auch als Geldanlage.
Für die seltenen Steine gibt es keinen Preisindex
Im Mai erzielte der 13,22 Karat schwere Stein „Winston Blue“ einen Preis von 24 Millionen Dollar, ein Weltrekord für einen blauen Diamanten. Ein halbes Jahr zuvor hatte das Auktionshaus Christie’s einen orangefarbenen 14,82-Karäter für 35,5 Millionen Dollar versteigert. So viel hatte niemand zuvor je Karat für einen farbigen Diamanten bezahlt. Im gleichen Monat wechselte der 59,6 Karat schwere „Pink Dream“ für 83 Millionen Dollar den Besitzer.
Nach einer Schätzung von „Rapaport“ verteuerten sich rosafarbene, blaue und gelbe Diamanten um mehr als ein Drittel im vergangenen Jahr, während die Preise im Diamantenhandel insgesamt nur langsam zulegten. Solche Angaben sind freilich mit Vorsicht zu bewerten, denn anders als für weiße Diamanten gibt es für farbige Steine wegen ihrer Seltenheit keinen Preisindex. Der Verkauf eines einzelnen Exemplars kann schnell zur Annahme verleiten, dass dieses Marktsegment einen rasanten Aufschwung erlebt.
Von dem Wirbel um die bunten Steine profitieren auch die Minenkonzerne. Der in Südafrika grabende und in London notierte Förderer Petra Diamonds verkaufte erst im Februar einen blauen ungeschliffenen 29,6-Karäter aus der südafrikanischen Cullinan-Mine zum Preis von 25,6 Millionen Dollar. Aktuell stellt der Konzern seinen neuesten Fund – einen 122,5 Karat schweren blauen Rohdiamanten – aus. „Der Verkaufsprozess steht jedermann offen“, sagt Marketingchef Greg Stephenson. „Doch angesichts der außergewöhnlichen Eigenschaften dieses Diamanten wird der Käufer vermutlich jemand sein, der sich auf farbige Diamanten spezialisiert hat.“