Kommentar : Tempo 50 durchsetzen
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Umstritten: Tempo 30 auf dem Frankfurter Alleenring Bild: Niklas Grapatin
Bald steht die Frankfurter Regierungskoalition vor der Entscheidung, ob sie Tempo 30 während der Nacht auf besagten Hauptstraßen dauerhaft einführen will. Doch eigentlich ist die Frage schon entschieden.
Wer sich auf dem Frankfurter Alleenring nachts an das Tempolimit von 30 Kilometern in der Stunde hält, kommt sich vor wie ein Exot. Die anderen brausen fröhlich vorbei, als ob für sie die Geschwindigkeitsbegrenzung keine Gültigkeit hätte.
Dasselbe gilt für die anderen Frankfurter Hauptstraßen, auf denen seit geraumer Zeit die lärmmindernde Wirkung von Tempo 30 in einem Verkehrsversuch getestet wird. Kein Mensch hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Autofahrer sehen nicht ein, weshalb sie auf gut ausgebauten Straßen, auf denen nachts wenig Verkehr fließt, mit 30 Kilometern in der Stunde dahinkriechen sollen. Viele halten Tempo 30 einfach für eine Schikane.
Dem ist natürlich nicht so. Die Koalition von CDU und Grünen, die damals den nun endenden Verkehrsversuch gestartet hat, wollte mit Tempo 30 nicht die Autofahrer ärgern, sondern den Anwohnern eine ungestörte Nachtruhe verschaffen. Die Frage ist nur, ob das mit dieser Geschwindigkeitsbeschränkung gelingt.
Erste Ergebnisse des Versuches haben gezeigt, dass sich der Verkehrslärm auf besagten Hauptstraßen tatsächlich um bis zu 4,5 Dezibel vermindert hat. Das ist immerhin etwas. Doch die Lärmreduzierung ist nicht Tempo 30 zu verdanken. Denn auch die Prüfer mussten feststellen, dass sich faktisch niemand an das Tempolimit hielt. Vielmehr waren die meisten mit einer Geschwindigkeit unterwegs, die gerade einmal ein wenig unter dem innerhalb von Ortschaften regulären Tempolimit von 50 Kilometern in der Stunde lag.
Wer den Lärm für die Bewohner der anliegenden Häuser reduzieren möchte, sollte also erst einmal die Einhaltung der normalen gesetzlichen Vorschrift durchsetzen. Würde dies am Frankfurter Alleenring, aber auch an vielen anderen lärmgeplagten Straßen in Hessen gelingen, wäre schon viel erreicht.
Bald steht die Frankfurter Regierungskoalition vor der Entscheidung, ob sie Tempo 30 während der Nacht auf besagten Hauptstraßen dauerhaft einführen will. Doch eigentlich ist die Frage schon entschieden. Denn Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) will dieses Tempolimit nicht, und deshalb wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auch keines geben. Da mögen die Grünen noch so laut eine „vorurteilsfreie Auswertung“ der Versuchsergebnisse verlangen. Allenfalls die Klagen von Anwohnern auf Einhaltung von Lärmgrenzwerten und Gerichtsurteile zu ihren Gunsten könnten eine Wendung bewirken.