Kläranlage in Mörfelden : Eine vierte Reinigungsstufe für Hessen
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Die erste von bald vier Reinigungsstufen der Kläranlage in Mörfelden-Waldorf. Im Hintergrund das Technikgebäude der neuen Reinigungsstufe. Bild: Frank Röth
Um Reste von Medikamenten und Hormonen aus dem Wasser zu filtern, wird in Mörfelden eine vierte Reinigungsstufe im Klärwerk gebaut. Es ist die erste ihrer Art in Hessen.
Die Kläranlage in Mörfelden ist die erste Anlage in Hessen, die im April eine vierte Reinigungsstufe in Betrieb nehmen wird. In Deutschland ist es derzeit die einzige kommunale Anlage, die ein besonderes Reinigungssystem besitzt.
Aus dem Hessischen Ried wird Grundwasser für fast das gesamte Rhein-Main-Gebiet gefördert. Umso wichtiger ist es, dieses Wasser sauber zu halten. Bisher gelangen mit dem geklärten Abwasser immer noch Spuren von Medikamenten und Hormonen ins Grundwasser. Deshalb sollen Kläranlagen nach und nach mit einer vierten Reinigungsstufe nachgerüstet werden, um auch diese Stoffe weitgehend zu entfernen.
Hoffen auf höheren Zuschuss
Schon 2011 gab es von Stadtverordneten in Mörfelden-Walldorf einen ersten Antrag, die Kläranlage mit einer vierten Reinigungsstufe auszustatten. Es wurde geplant und gerechnet, aber zunächst wieder verworfen, denn die Kosten wären für die Stadt nicht tragbar gewesen. 2019 gab es dann einen endgültigen Stadtverordnetenbeschluss, nachdem das Land Hessen zugesagt hatte, von den auf zehn Millionen Euro geschätzten Kosten für die vierte Reinigungsstufe 4,6 Millionen zu übernehmen. Nun ist die Anlage zwei Millionen Euro teurer geworden, und Erster Stadtrat Karsten Groß (CDU) hofft, dass auch das Land den Zuschuss noch etwas erhöhen wird.
Am Mittwoch wurden die maßgeblichen Teile für die vierte Reinigungsstufe eingebaut, die in drei Abschnitten arbeitet. Zunächst wird das aus der dritten Klärstufe kommende Wasser mit Ozon behandelt. Danach wird ihm Aktivkohlepulver zugesetzt, bevor die Aktivkohle in einer dritten Stufe wieder herausgefiltert wird. Das so gereinigte Wasser, das laut Groß „sehr nahe“ an Trinkwasserqualität herankomme, wird in den benachbarten Geräthsbach geleitet. Bis April soll dann auch die vierte Reinigungsstufe in Betrieb gehen.
Die Filter, die rund 900.000 Euro gekostet haben, sollen nach Angaben des Schweizer Herstellers eine Lebensdauer von rund zehn Jahren haben. Danach müssen die Filtermatten ausgetauscht werden, was rund 3000 Euro für sechs Filter kostet. Die Aktivkohle, die durch die Matten aus dem Wasser herausgefiltert wird, geht in den Klärschlamm und wird mit diesem verbrannt.
Anlage für Jahrzehnte
Die Kläranlage in Mörfelden-Walldorf hat eine Kapazität für 52.000 Einwohner. Zu den rund 35.000 Einwohnern der Doppelstadt werden bei der Berechnung auch die örtlichen Betriebe und deren Personal hinzugerechnet. Auf jeden Fall sei die Anlage für die nächsten Jahrzehnte ausreichend, sagte Karsten Groß, zumal zwei geplante Neubaugebiete mit insgesamt 30 Hektar Fläche nun nicht realisiert werden. Die vier Reinigungsstufen sind auch für starke Niederschläge ausgelegt, denn in Spitzenzeiten haben sie einen möglichen Durchsatz von 340 Liter Wasser pro Sekunde.
Theoretisch könnte die Anlage durch eine noch stärkere Ozonbehandlung und eine starke UV-Anlage tatsächlich Trinkwasserqualität liefern. Ein derartiger Aufwand sei aber finanziell nicht darstellbar, sagte Bürgermeister Thomas Winkler (Die Grünen).