Mittelstandsfinanzierung : Schuldscheine geraten unter Druck
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Geschäftsleute im Gespräch (Symbolbild): Vor allem Landesbanken haben den Boom von Schuldscheinen initiiert. Bild: dpa
Vor allem für die Finanzierung mittelgroßer Unternehmen erlebten Schuldscheindarlehen einen Boom. Doch immer mehr Banken sehen offenbar Probleme und wollen sich von den Engagements trennen, wie die Kredithandelsplattform Debitos berichtet.
Auf dem Markt für Schuldscheine häufen sich offenbar Schieflagen. Das berichten die Betreiber der Plattform Debitos, auf der Banken und andere Gläubiger Forderungen zum Verkauf stellen können. „Momentan suchen Verkäufer für rund 60 verschiedene Schuldscheindarlehen einen Käufer, wobei die Preisvorstellungen von Gläubigern und Investoren sich teils noch deutlich unterscheiden“, sagt Debitos-Gründer Timur Peters der F.A.Z. Die Preise nähern sich laut Peters aber immer weiter an, so dass in den vergangenen Wochen einige Transaktionen erfolgreich abgeschlossen werden konnten.

Redakteur in der Wirtschaft.
Fachmann für Schuldscheine bei Debitos ist Peter Riedel. „Die Investoren fürchten zurzeit vor allem Klumpenrisiken, etwa in der kriselnden Autoindustrie“, berichtet er. Mittelständische Zulieferbetriebe leiden laut Riedel nicht nur unter der akuten Pandemie, sondern auch unter dem Wandel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb. „Hinter uns liegt ein Boom am Schuldscheinmarkt, den vor allem Landesbanken initiiert haben, um den zu ihrem Finanzverbund gehörenden Sparkassen zusätzliches Geschäft zu verschaffen“, sagt Riedel. Dabei hätten in letzter Zeit auch viele kleine und mittlere Unternehmen Zugang zum Markt erhalten.
Von Landesbanken für Sparkassen organisiert
Schuldscheine sind in der Regel unbesicherte Finanzierungen und stellen eine Mischform zwischen Kredit und Wertpapier dar. Die Papiere lassen sich auf eine Vielzahl von Gläubigerbanken aufspalten, können aber nicht an der Börse gehandelt werden. Landesbanken haben laut Peters zahlreiche Schuldscheinfinanzierungen für Unternehmen organisiert und einen großen Teil der Forderungen portionsweise an kleine und mittlere Sparkassen weitergereicht.
Wollte eine Sparkasse sich von ihrem Engagement trennen oder zukaufen, wendete sie sich bisher an die für den Schuldschein zuständige Landesbank. Diese nahm die Forderung entweder wieder zurück auf die eigenen Bücher oder fand eine andere Sparkasse, die ersatzweise einstieg.
Weil diese verbundinternen Umstrukturierungen offenbar in weniger Fällen funktionieren als bisher, stellen mehr Sparkassen als sonst ihre Schuldscheinanteile über Debitos zum Verkauf. „Der Schuldscheinmarkt braucht dringend einen funktionierenden Zweitmarkt als Ventil“, sagt Riedel. Bei den auf Debitos insgesamt zum Verkauf stehenden Forderungen handelt es sich nicht nur um Schuldscheine, sondern allgemein um notleidende Finanzierungen oder um solche, die nicht mehr zum Kerngeschäft des jeweiligen Gläubigers zählen.