Kuriose Pleite in Leverkusen : Der FC Bayern ist verwundbar
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Alphonso Davies kann es nicht fassen. Bild: Reuters
Bayern München erleidet einen Rückschlag und verpasst es, Dortmund von der Spitze zu verdrängen. Leverkusen spielt niveauvollen Fußball und profitiert von erstaunlichen Seltsamkeiten des VAR.
Ein Teil der Faszination des Fußballs besteht in seiner Funktion als immer neuer Produzent erstaunlicher Seltsamkeiten, die bei nüchterner Betrachtung eigentlich nicht vorkommen sollten. Doch es passiert immer wieder, so auch beim 2:1-Sieg von Bayer Leverkusen über den FC Bayern.
Nicht nur dass das Ergebnis manchen Beobachter überrascht haben mag, Seltenheitswert hatten die beiden Treffer der Werkself: Zweimal zeigte Schiedsrichter Tobias Stieler Amine Adli Gelbe Karten, weil er glaubte, der Franzose habe mittels Schwalben Fouls im Strafraum vorgetäuscht. Und zweimal griff der Videoassistent korrigierend ein, es gab jeweils Elfmeter, die Ezequiel Palacios verwandelte und die diesen erstaunlichen Sieg möglich machten, durch den Borussia Dortmund erstmals seit 2019 wieder am Ende eines Spieltages an der Tabellenspitze steht.
Es war zwar Glück im Spiel bei diesem Ergebnis, aber unverdient war der Sieg für die Werkself keinesfalls. Denn die Mannschaft von Xabi Alonso hatte insgesamt sehr niveauvoll Fußball gespielt, während die Bayern in vielen Phasen etwas matt wirkten. In der ersten Stunde hatten die Rheinländer meist den Ball, sie agierten mutig und hatten auch die ersten Chancen.
Moussa Diaby verfehlte das Münchner Tor mit einem 20-Meter-Schuss nur knapp, und Yann Sommer, der Torhüter des FC Bayern, hielt einen Schuss von Jeremie Frimpong auf die kurze Ecke (16.). Florian Wirtz, der zu einem zentralen Spieler im neuen Nationalteam von Hansi Flick werden soll, spielte einige seiner eleganten Pässe, und die beiden zentralen Aufgaben, an denen Alonso derzeit mit seiner Mannschaft arbeitet, wurden gut gelöst.
Leverkusens guter „Spirit“
Der Trainer spricht immer wieder von „Balance“ und Kontrolle“, die an den schlechteren Tagen fehlt, beides bekamen die Leverkusener in dieser Partie sehr gut hin. Spätestens nach 20 Minuten war klar, dass Alonso eine gute Strategie gegen den Klub erdacht hatte, mit dem er während seiner Spielerkarriere drei Mal deutscher Meister geworden war.
Die Münchner standen mächtig unter Druck und hatten Mühe, zu eigenen Ballbesitzphasen zu kommen. „Wir haben einen guten Spirit“, hatte Alonso nach einer Serie von zuletzt vier Pflichtspielsiegen am Stück und dem Erreichen des Viertelfinales der Europa League vor der Partie gesagt. Und dennoch gingen die Bayern durch ihren ersten strukturiert und geduldig ausgespielten Angriff in Führung.
Nach einer langen Passstafette, einem präzisen hohen Ball in den Strafraum und einer Vorlage von Leon Goretzka kam Joshua Kimmich aus 14 Metern zum Abschluss und schoss das erste Tor des Tages. Das war stark gespielt, allerdings begünstigte auch ein Fehler des wieder einmal fürs französische Nationalteam nominierten Diaby diesen Treffer.
Der schnelle Flügelspieler hatte Kimmich in seinem Rücken zu viel Raum gelassen (22.). Das war der entscheidende Moment der ersten Halbzeit und die einzige Situation, in der der Rekordmeister tatsächlich Torgefahr erzeugte. Anschließend war wieder meist die Werkself am Ball, was aber erstmal nicht zu weiteren Möglichkeiten führte.
Nach der Pause spielten dann bei den Bayern Gnabry, Coman und Musiala für für Mané, Cancelo und Müller, die alle blass geblieben waren, aber an der Tektonik des Spiels änderte sich erstmal wenig. Bis schließlich in eine dieser engen engen Strafraumszenen, Leverkusen Glück hatte.
In einem Zweikampf traf Benjamin Pavard den Fuß von Adli und verursachte den Strafstoß, der zum 1:1 führte (55.), bevor Dayot Upamecano das gleiche Missgeschick passierte und Palacios seinen zweiten Elfmetertreffer schießen konnte (73.). In der Schlussphase war die Überlegenheit der Münchner dann erdrückend, aber Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky und seine Abwehr hielten tatsächlich Stand.
Nach diesem Rückschlag für den FC Bayern kommt es also nach der Länderspielpause zu einem Duell mit dem neuen Tabellenführer Borussia Dortmund, in dem die beiden größten Klubs der Bundesliga sich tabellarisch beinahe auf Augenhöhe begegnen. Aber die Bayern sind verwundbar in dieser Saison. Das war immer wieder zu sehen in den vergangenen Monaten und nun auch in Leverkusen.