Tennis in Halle : Nadal und der fliegende Wechsel
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Rafael Nadal taste sich an den Rasen von Halle langsam heran Bild: imago sportfotodienst
Vom langsamen Sand auf schnellen Rasen - auch das ist für den Paris-Sieger ein Problem. Rafael Nadal gewinnt sein erstes Spiel beim Turnier in Halle problemlos. Dabei zahlt sich eine ungewöhnliche Vorbereitung aus.
Rafael Nadal hat seinen ersten Auftritt bei den Gerry Weber Open im Jahre 2005 weitgehend aus seinem Gedächtnis verdrängt: „Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern. Ich hatte damals gerade zum ersten Mal die French Open, mein erstes Grand-Slam-Turnier, gewonnen. Ich kam hier an, und alles war anders.“
Statt auf rotem Sand wie in Paris wird in Halle auf Rasen gespielt, für den Linkshänder aus Mallorca damals noch ein wenig geliebter Untergrund. Nadal scheiterte in Ostwestfalen gleich im ersten Spiel. Er unterlag dem Frankfurter Alexander Waske.
Seit Dienstagabend ist der Weltranglistenzweite zum zweiten Mal in der Kleinstadt im Teutoburger Wald, und auch wenn der fliegende Wechsel von seinem langsamen Lieblingsuntergrund zum schnellen, einzigen natürlichen Tennisboden und Erfolge im Stade Roland Garros für Nadal mittlerweile zur Routine geworden sind - leicht fällt ihm die Umstellung nicht.
„Rasen und Sand sind völlig unterschiedlich. Auch wenn ich in den letzten Jahren gute Erfolge auf Rasen hatte, Wimbledon und Queens gewonnen habe, brauche ich meine Zeit. Ich muss Stunden auf dem Platz verbringen, viele Matches spielen, muss mich an Geschwindigkeit und die unterschiedlichen Bewegungen gewöhnen, mich erinnern, wie man auf Gras spielen muss“, sagt Nadal, der in den vergangenen Jahren immer das Turnier im Londoner Queens Club als letzten Test für Wimbledon gewählt hatte.
Nun trifft Nadal auf den Deutschen Kohlschreiber
Vor seinem ersten Einzel am Donnerstag in Halle gegen den Slowaken Lukas Lacko spielte er deshalb am Mittwochabend mit seinem Landsmann Marcel Granollers Doppel. Er kostete die Partie bis zur Neige aus: Die beiden Spanier besiegten das slowakisch-serbische Duo Michal Mertinak und Viktor Troicki nach 5:7 und 6:2 in den ersten beiden Sätzen erst mit 10:8 im Match-Tiebreak.
Die ungewöhnliche Vorbereitung zahlte sich aus: Am Donnerstag besiegte er nach Anlaufschwierigkeiten im ersten Satz den in der Weltrangliste auf Rang 58 geführten Slowaken Lukas Lacko in 76 Minuten 7:5 und 6:1. Nadal trifft im Viertelfinale an diesem Freitag nun auf den deutschen Vorjahressieger Philipp Kohlschreiber. Der Augsburger hatte sich zuvor gegen den Polen Lukasz Kubot mit 6:7 (5:7), 6:1 und 6:3 durchgesetzt.
Ein lebenslanger Vertrag für den Maestro aus Basel
In diesem Jahr ist Rafael Nadal ausersehen, den großen Gegenspieler für den Haller Seriensieger Roger Federer, der am Donnerstagabend sein Auftaktmatch gegen den Bayreuther Florian Mayer 6:4 und 7:5 gewann, zu geben und den Zuschauern des ATP-Turniers am Sonntag den Finalknüller der beiden ehemaligen Branchenführer zu bescheren.
Der Schweizer Weltranglistendritte ist zwar ein Allrounder, der auf jedem Boden schon gewonnen hat - aber auf keinem Untergrund war er so erfolgreich und dominant wie auf Gras: Sechsmal triumphierte er in Wimbledon, fünfmal siegte er in Halle, einem Turnier, das den Maestro aus Basel mit einem lebenslangen Vertrag an sich gebunden hat.
„Es war ein ganz besonderer Sieg für mich“
„Roger fällt die Umstellung von Sand auf Rasen viel leichter als mir“, behauptet Nadal. Während Federer die Enttäuschung seiner schwachen Vorstellung bei seiner Pariser Halbfinal-Niederlage gegen den Serben Novak Djokovic hinter sich lassen will, hat Nadal mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: „Die Woche, nachdem man die French Open gewonnen hat, ist schwierig, weil man mit so großer Anspannung und so viel Emotionen gespielt hat.“
Und in diesem Jahr sorgte der elfte Grand-Slam-Titel für ein besonderes Hochgefühl: „Es war ein ganz besonderer Sieg für mich. Es zeigt mir, dass wir die Saison richtig geplant haben. Die drei Niederlagen in Grand-Slam-Finals gegen Djokovic bleiben schon im Gedächtnis haften“, sagt Nadal.
„Siege und Niederlagen gelassen akzeptieren“
Das soll wohl heißen: Mit dem Vier-Satz-Sieg gegen Djokovic am Montag feierte Nadal mit seinem siebten Erfolg bei den French Open nicht nur einen tennishistorischen Rekord-Triumph, er besiegte endgültig auch alle Zweifel, gegen den Primus nicht mehr bei den vier Saison-Höhepunkten gewinnen zu können.
Aber Nadal hebt deshalb nicht ab: „Ich bin jetzt zehn Jahre auf der Tour. Die Erfahrung hat mich gelehrt, Siege und Niederlagen gelassen zu akzeptieren. Im Golf wird man Dritter oder Fünfter. Im Tennis verliert man“, sagte Hobbygolfer Nadal (Handicap 7), aber da kokettierte der Mann aus Manacor: In diesem Jahr hatte er bis zu seinem Auftritt in Halle nur vier Mal verloren, aber vierzig Mal gewonnen.