Nach Betrugs-Eklat im Schach : Niemanns fragwürdige 100-Millionen-Dollar-Klage
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Stein des Anstoßes: Nach dem Duell in St. Louis hatte Carlsen erstmals Vorwürfe gegen Niemann angedeutet. Bild: dpa
US-Schachspieler Hans Niemann wurde von Weltmeister Magnus Carlsen des Betrugs bezichtigt. Nun wehrt er sich mit einer Verleumdungsklage. Doch die ist laut Experten ausufernd und unprofessionell.
Hans Niemann wehrt sich mit einer Verleumdungsklage im US-Bundesstaat Missouri gegen die dort erstmals erhobenen Betrugsvorwürfe. Weil er Turniereinladungen verloren habe, sei seine Karriere ruiniert.
Als Schadensersatz fordert der 19 Jahre alte Großmeister insgesamt 100 Millionen amerikanische Dollar von Schachweltmeister Magnus Carlsen, der Plattform Chess.com und Großmeister Hikaru Nakamura, der die von Carlsen nur angedeuteten Vorwürfe auf seinen Streams explizit machte.
Wirtschaftlicher Hintergrund ist ein bis 2. November verlängertes Angebot von Chess.com, die angeschlagene Play Magnus-Firmengruppe von deren Aktionären für umgerechnet 76 Millionen Euro zu übernehmen.
Das Angebot wird von Carlsen und dessen Management befürwortet und kann ein Motiv für eine außergerichtliche Einigung sein. Niemann wird von zwei kleinen Kanzleien, Gartner in Missouri und Oved & Oved in New York, vertreten. Die Klageschrift hat er selbst auf Twitter verbreitet, wo sie von Juristen als ausufernd und unprofessionell eingestuft wird.
Niemann hat Betrug zugegeben
Während Carlsen und Nakamura schweigen, hat die Wirtschaftskanzlei Latham & Watkins die Klage im Namen von Chess.com als unbegründet zurückgewiesen. Niemann habe Betrug in einigen Fällen zugegeben und sei selbst für seinen beschädigten Ruf verantwortlich.
Carlsen hatte Ende September erstmals konkrete Betrugsvorwürfe gegen Niemann geäußert. Zuvor war der Norweger im Rahmen eines hochkarätig besetzten Onlineturniers auf Niemann getroffen und hatte die Partie nach einem Zug kommentarlos beendet. Niemann hat zugegeben, im Alter von 16 Jahren bei virtuellen Turnieren zweimal betrogen zu haben. Der Weltschachverband (FIDE) hatte am 29. September eine Untersuchung eingeleitet, um den Fall aufzuklären.