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Darmstadt in Liga zwei : Den Aufstieg dicht vor Augen

Darmstadt 98 jubelt über das 1:0 durch ein Nürnberger Eigentor. Bild: dpa

Glaubt man den Statistiken, dann ist Darmstadt 98 bereits in die Bundesliga aufgestiegen. Eine kritische Ansprache von Trainer Torsten Lieberknecht Anfang März leitet die Wende ein.

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          Zum Schluss war es extrem spannend und spektakulär auf dem Betzenberg. Und aus Darmstädter Sicht in der angenehmen Zuschauerrolle vor dem Fernseher besonders schön anzusehen. In die gut fünfminütige Verlängerung war Heidenheim am späten Samstagabend mit einer scheinbar beruhigenden 2:0-Führung gegen den FCK gegangen. Zu diesem Zeitpunkt lag Heidenheim im Klassement nur zwei Punkte hinter den auf Platz eins notierten „Lilien“, die ihrerseits am Freitagabend mit dem 1:0 in Nürnberg schmucklose, aber favoritengerechte Vorarbeit geleistet hatten.

          Jörg Daniels
          Redakteur in der Sportredaktion

          Was dann kaum einer für möglich gehalten hätte: Der Endstand in der Lauterer Arena lautete 2:2. Der „Betze“ bebte durch die späten Treffer der eingewechselten Nicolas de Preville und Philipp Hercher. Dass Heidenheims Torjäger Tim Kleindienst (20 Saisontreffer) in der zweiten Minute der Nachspielzeit einen Foulelfmeter an den Pfosten schoss, machte die Sache für den Aufstiegsanwärter noch ärgerlicher. Der hat nun nach 26 Durchgängen vier Punkte Rückstand auf Darmstadt und einen Punkt Vorsprung vor dem Hamburger SV (2:2 in Düsseldorf).

          Im Hinblick auf das Abschneiden im Aufstiegskampf waren die Darmstädter, die kollektiv über das finale FCK-Hoch frohlockten, der doppelte Gewinner des Spieltags. Nur der FC St. Pauli (1:0 gegen Regensburg) strebt mit neun Erfolgen nacheinander von Sieg zu Sieg. Allerdings haben die Hamburger, auf die der SV 98 am 6. Mai trifft, als Tabellenvierter schon elf Punkte Rückstand auf die Südhessen. Ein komfortables Polster.

          Kritische Ansprache

          Die „Lilien“ sind schon in die Bundesliga aufgestiegen – wenn man der Statistik glauben darf. Denn alle Zweitligavereine, die acht Spieltage vor Rundenende 55 Punkte gesammelt hatten, freuten sich anschließend über die Beförderung in die Beletage. Hinzu kommt, dass die Darmstädter im Vergleich zum HSV auch die bessere Tordifferenz aufweisen. Die „Lilien“, die die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga (26 Punkte nach 13 Spielen) und das zweitstärkste Team auf eigenem Platz (29 Punkte) sind, können sich wohl nur noch selbst stoppen. Doch davon ist nicht auszugehen.

          Denn nachdem die Darmstädter in der ersten Märzhälfte entgegen ihrer Gewohnheit zwei Spiele in Folge (0:1 in Heidenheim und 1:3 in Bielefeld) verloren hatten, rief Trainer Torsten Lieberknecht nach der späten Rückkehr aus Bielefeld sein Team noch zur Mannschaftssitzung in der Nacht zusammen. Ihm hatte die negative Körpersprache des einen oder anderen Spielers im Aufeinandertreffen mit dem Abstiegskandidaten nicht gefallen. Im Anschluss an seine kritische Ansprache verließ Lieberknecht den Raum – mit der unmissverständlichen Aufforderung an sein Personal, die Sache gemeinschaftlich über das Wochenende zu klären.

          Weil das Team dem Auftrag nachkam, wurde am darauffolgenden Montag wieder normal trainiert. Standesgemäß waren dann die anschließenden Resultate: 2:0 gegen Kaiserslautern und eben 1:0 beim „Club“. Hinter St. Pauli und vor Heidenheim sind die Darmstädter zudem die zweitbeste Rückrundenmannschaft.

          Fabian Holland (hinten) und die Darmstädter können in die Bundesliga aufsteigen.
          Fabian Holland (hinten) und die Darmstädter können in die Bundesliga aufsteigen. : Bild: dpa

          Bei ihrem achten Auswärtssieg spielten die Südhessen gegen Nürnberg schon zum elften Mal zu null in dieser Saison. Ein Spieler wurde dabei von Lieberknecht besonders hervorgehoben: Abwehrchef Christoph Zimmermann. „Man muss ihn wirklich mal extrem loben“, sagte der Trainer und bescheinigte seinem Vorzeigeprofi, ein „überragendes Spiel gemacht“ zu haben – „in der Luft und am Boden. Er war heute der Fels in der Brandung.“

          Zur Freude von Lieberknecht entwickelt sich Zimmermann zu einem „massiven Leader, den sich jede Mannschaft extrem wünscht“. Schon lange ein allseits anerkannter Führungsspieler beim SVD ist Kapitän Fabian Holland, der von einem „ekligen 1:0“ sprach. „Das Tor fällt natürlich glücklich für uns, aber es kann immer ein Tor passieren, wenn man solche Bälle in die gefährlichen Räume bringt.“

          Nach 32 Minuten hatte der Nürnberger Kapitän Christopher Schindler eine Flanke von Matthias Bader ins eigene Tor abgefälscht. Ohne ein Mal richtig auf das „Club“-Tor geschossen zu haben, kamen die Darmstädter zu ihrem 16. Saisonerfolg. „Heute war es viel Arbeit und Kampf, aber auch diese Facette haben wir in unserem Spiel“, sagte Torhüter Marcel Schuhen. „Insgesamt sicherlich ein dreckiges 1:0.“

          Eins, das den „Lilien“ schöne Perspektiven im Aufstiegsrennen bietet, zumal wenn auch die Ergebnisse der Konkurrenz dem SV 98 in die Karten spielen. Darmstadt stehe „zu Recht da oben“, sagte der Nürnberger Interims-Cheftrainer und Sportvorstand Dieter Hecking. „Das ist die im Moment vielleicht kompletteste Mannschaft. Man verfüge „über Spieler, die die zweite Liga absolut verinnerlicht hätten“. Und die die Bundesliga dicht vor Augen haben.

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