Nürnberg Ice Tigers : Auf der Suche nach neuen Juwelen
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Bald unter anderem Namen: Die Ice Tigers verlieren den Hauptsponsor. Bild: dpa
Die Nürnberg Ice Tigers verlieren ihren Hauptsponsor und Namensgeber – das soll aber auch eine Chance sein.
Am Mittwoch sind die Nürnberg Ice Tigers erstmals in diesem Sommer aufs Eis gegangen. Mit dabei: diverse neue Spieler und ein neuer Trainer. Nach der enttäuschenden Vorsaison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) soll vieles besser werden. Doch dass die Mitte September beginnende Spielzeit aus Nürnberger Sicht schon jetzt als speziell gilt, wurde am Donnerstagmittag bekannt. Da verkündete der Klub, dass der Vertrag mit Hauptsponsor Thomas Sabo nach der Saison „ausläuft und nicht verlängert wird“.
Sponsoren kommen und gehen, doch dieser Fall hat eine größere Tragweite. Es verschwindet nicht nur ein Schriftzug vom Trikot, auch der Namensgeber von Unternehmen und Verein zieht sich zurück. Seit 2009 heißt der Klub offiziell Thomas Sabo IceTigers, seitdem gleicht der Mäzen nach jeder Saison das große Minus durch private Mittel aus – was eher Regel als Ausnahme ist im deutschen Eishockey. Und dennoch ist Sabo etwas Besonderes: die wohl schillerndste Persönlichkeit unter denen, die sich wie er in der DEL engagieren. Statt Anzug trägt er Lederjacke oder Weste, gern versehen mit dem Aufdruck „Thug Life“, was so viel wie „Gangster-Leben“ bedeutet.
Das graublonde Haar weht bis auf die Schultern, die Oberlippe ziert ein Schnäuzer. Wie einer, dessen Schmuckfirma Hunderte Filialen in aller Welt hat und mehr als 200 Millionen Euro Umsatz macht, sieht Sabo nicht unbedingt aus. Eher wie einer, der wenig schläft und viel Zeit in Rock-Kneipen verbringt. „Messias in Cowboystiefeln“ nannten ihn die „Nürnberger Nachrichten“ einst, weil sein Einstieg die IceTigers rettete und dauerhaft in der nationalen Spitze hielt. Meister, Nationalspieler, ehemalige Cracks aus der nordamerikanischen NHL – Sabos Geld lockte sie alle nach Franken.
Bald ist Schluss
Mit dem Titel wurde es dennoch nichts. Meist war im Viertelfinale Schluss. Was niemanden mehr ärgert als Sabo. Der weint auch mal bei Niederlagen oder stürmt von seiner Loge zur Gästebank, um einem Spieler seine Meinung zu sagen. Oder er stellt sich in den Fanblock und schreit sich die Seele aus dem Leib. Manchem Fan ist das nicht ganz geheuer, doch die meisten verehren ihn, weil es ihren Verein ohne Sabos Millionen nicht mehr gegeben hätte. Auch das „DEL Winter Game“, das alle zwei Jahre in einem Fußballstadion ausgetragen wird, fand seinen Ursprung in Nürnberg, weil Sabo als Erster bereit war, das Risiko zu tragen. Von Anhängern anderer Teams wird er dennoch mit wenig schmeichelhaften Gesängen bedacht – was ihn nicht davon abhält, in deren Block auch mal Freibier auszuschenken.
Bald ist Schluss damit. In der Mitteilung der IceTigers heißt es, das Schmuckunternehmen plane eine „Neuausrichtung der Marketingaktivitäten abseits des Sports“. Was wie ein schwerer Schlag für den Eishockey-Standort Nürnberg klingt, soll nun sogar eine Chance sein. Bereits im Vorjahr sei „die finanzielle Abhängigkeit von einem einzigen Hauptsponsor deutlich gesenkt“ worden, heißt es aus Nürnberg. Und vielleicht bleibt Sabo als Privatperson an Bord, allerdings als einer von mehreren Geldgebern. Große Namen dürfte es künftig dennoch eher weniger nach Nürnberg ziehen. Schon seit einiger Zeit wird weniger in alternde Stars investiert, dafür in die lange brachliegende Jugendarbeit beim Stammverein EHC 80. Mit Erfolg: Ende März wurde die U15 deutscher Meister. Dass dies bald den Profis der IceTigers gelingt, ist eher unwahrscheinlich. Aber sie scheinen nun auch ohne Sabo eine Zukunft zu haben. Das schien vor Jahren undenkbar.