Boris Becker beim DTB : „Ich liebe dieses Land und diesen Sport“
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Boris Becker bei der Pressekonferenz in Frankfurt. Bild: Reuters
Boris Becker beschert sich und dem Deutschen Tennis-Bund einen ersten großen Auftritt. Dabei spricht er auch über alte Streitigkeiten und neue Herausforderungen – etwa mit den Zverev-Brüdern.
Es war wie in den großen guten alten Tagen als Tennis Tagesgespräch in Deutschland war. Als Steffi Graf und Boris Becker nur die Nasenspitze zeigen mussten, um einen Medienauflauf zu erzeugen. Am Mittwoch lockten der Deutsche Tennis-Bund (DTB) und Boris Becker 100 Journalisten und 16 Kamerateams in den Plenarsaal des Frankfurter Römers, obwohl die Nachricht, die sie zu verkünden hatten, schon zwei Tage zuvor durchgesickert war. Nach 18 Jahren der Trennung, davon sechzehneinhalb Jahre Funkstille, arbeiten der deutsche Tennisverband und das (männliche) deutsche Tennis-Idol wieder zusammen. Der DTB schuf für Becker den Posten des „Head of Men‘s Tennis“. Zu deutsch: Boris Becker ist ab sofort der Chef des deutschen Herrentennis.

Sportredakteur.
„Von welcher Seite kommt er herein“? Die Aufregung unter den Fotografen war groß unmittelbar vor dem großen Auftritt des großen Helden. Die in den vergangenen Jahren selten gewordene Gelegenheit, Boris Becker in Deutschland abzulichten, sollte nicht durch eine schlechte Kameraposition verhagelt werden. Boris Becker machte es den Fotografen leicht. Krücken zwangen ihn fünf Wochen nach einer Spunggelenks-Operation zur langsamen Fortbewegung, dann hielt er an der Seite von Barbara Rittner gerne würdevoll inne und drehte sich auch in alle gewünschte Richtungen. Barbara Rittner wird in Zukunft häufiger in seiner Nähe sein. Die 44 Jahre alte Bundestrainerin und Fed-Cup-Kapitänin steigt nämlich auf und wird die gleiche Position für die Damen bekleiden. „Wir haben eigentlich nichts direkt miteinander zu tun, aber wir werden uns sehr oft austauschen“, sagte Rittner, deren vakante Stelle im Fed-Cup-Team von Jens Gerlach ausgefüllt werden wird. DTB-Präsident Ulrich Klaus stellte Barbara Rittner prompt als „Barbara Becker“ vor.
Der Versprecher entkrampfte schon einmal die Atmosphäre, die durch zwei nicht weg zu diskutierende Tatsachen zunächst ein wenig angespannt wirkte. Zum einen saß Becker auf dem Podium genau neben Dirk Hordorff, dem DTB-Vizepräsidenten Leistungssport, mit dem er in der Vergangenheit einige Meinungsverschiedenheiten hatte. Zum anderen schweben seit Monaten die Nachrichten und Gerüchte über seine schlechte finanzielle Situation wie ein dunkle Wolke über Becker. So kündigte der DTB-Pressechef in seiner Eröffnung gleich an, dass Becker ausschließlich Fragen zu seinem Engagement beim Verband beantworten werde, alle anderen werde er übergehen.
Die Journalisten bezähmten sich, nur nach der Entlohnung des Idols wurde gefragt. Präsident Klaus bestätigte, Becker werde ehrenamtlich arbeiten und würde nur für seinen Aufwand und seine Reisekosten entschädigt. Da Kollegin Barbara Rittner für die selbe Tätigkeit einen Lohn erhält, äußerten böse Zungen den Verdacht, in einem möglicherweise anstehenden Insolvenzverfahren würde ein Gehalt ohnehin gepfändet werden.
Wie dem auch sein mag: Boris Becker fühlte sich während der Pressekonferenz von Minute zu Minute wohler, gab sich souverän-jovial wie man es von einem Leimener Weltbürger mit Wohnsitz London erwarten darf und blieb keine Antwort schuldig. „Mit dem alten DTB gab es ein paar Probleme, aber das ist Vergangenheit. Das ist ein neuer DTB. Das hat man auch daran gemerkt, dass in den letzten Wochen in den Medien nichts über unsere geplante Zusammenarbeit durchgesickert ist. Das gibt mir Vertrauen, dass die Partnerschaft erfolgreich werden kann. Das hätte es früher nicht gegeben“, sagte Becker offen.