DEL Winter Game : Das Risiko mit dem großen Spektakel
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Beeindruckende Kulisse: das DEL Winter Game in Köln Bild: dpa
Beim dritten Anlauf klappt es mit dem ersten Kölner Sieg bei einem Eishockey-Freiluftspiel. Für die Verantwortlichen ist das Event stets ein riskantes Geschäft. Wie geht es weiter mit dem „Winter Game“?
Als Sänger war Uwe Krupp bislang noch nicht aufgefallen. Generell zählt der Eishockeytrainer eher zu den nachdenklicheren Vertretern seiner Zunft, zumindest an den Spieltagen der Kölner Haie. Doch am Samstagabend war ein anderer Uwe Krupp zu erleben, da sang er hinterher vergnügt Kölsche Heimatmusik mit dem Publikum. Seine Haie hatten 4:2 gegen den Titelkandidaten Adler Mannheim gewonnen und waren auf Platz sechs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geklettert.
Ein konzentrierter Auftritt war das, „auch wenn das Drumherum ein Zirkus gewesen ist“, sagte Krupp schmunzelnd über das Spiel im Kölner Fußballstadion vor mehr als 40.000 Fans. Und als am Ende noch ein Feuerwerk den Himmel erleuchtete, war das fünfte „DEL Winter Game“ endgültig ein „sehr runder Abend“, wie DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke zufrieden feststellte. Zumal das Freiluftspiel stets eine Mischung aus Schaufenster und Klassentreffen ist. Vertreter sämtlicher DEL-Vereine und der europäischen Topligen waren vor Ort, das Präsidium des Deutschen Eishockey-Bundes und sogar der Weltverbandspräsident Luc Tardif.
Angelehnt an „Winter Classic“ der NHL
Seit 2013 gibt es das Event in Deutschland. Angelehnt an das „Winter Classic“ der nordamerikanischen NHL, wird alle zwei Jahre eine Eisfläche in ein Fußballstadion gelegt und drumherum allerlei Programm geboten. Das soll an die Zeit auf gefrorenen Seen erinnern. Was insofern Quatsch ist, weil die NHL schon vor mehr als 100 Jahren ausschließlich in Hallen spielte, die 1994 gegründete DEL erst recht, aber ein bisschen Romantik kann jede Sportart vertragen.
Eigentlich sollte die fünfte Auflage bereits im Januar 2021 steigen, die Pandemie ließ das nicht zu, das Spiel musste sogar noch mal verschoben werden. Im dritten Versuch klappte es. Was für die Kölner auch sportlich galt: Ihre ersten beiden Spiele unter freiem Himmel hatten sie 2015 und 2019 verloren, auch noch gegen Düsseldorf. Nun endlich ein Sieg, was trotz der Party drumherum entscheidend für die Laune war: „Ich habe es zweimal ohne Sieg erlebt, das Feuerwerk als Verlierer anzuschauen, macht keinen Spaß“, sagte Kapitän Moritz Müller, der nun umso glücklicher wirkte: „Das war Werbung für unseren Sport: die Qualität des Spiels, die Umsetzung des Events.“ Ähnlich klang Philipp Walter: „Wir sind echt happy, da fällt auch einiges ab. Es ist eine Veranstaltung, die Monate und Jahre Vorbereitung braucht“, sagte der Haie-Geschäftsführer.
Zuvor hatte es diesmal Kritik am Winter Game gegeben. Passt so ein Event in Zeiten, in denen die Menschen zum Energiesparen aufgerufen werden? Zumal die Eisfläche nicht gleich wieder abgebaut wurde, sie bleibt gar bis Anfang Januar liegen. Weil die Haie in ihrer eigentlichen Halle nur Mieter sind und dort nun so viele wegen Corona ausgefallene Shows nachgeholt werden, dass es kaum Termine für Eishockey gibt. Also spielen sie auch gegen Bremerhaven (22. Dezember) und Augsburg (8. Januar) im FC-Stadion.
Nun ist die Kühlanlage nicht ans Kölner Netz angeschlossen, betrieben wird sie mit Diesel-Generatoren, aber es geht auch um Symbole. Das weiß Haie-Geschäftsführer Walter, und auch er sah im „Winter Game“ ein Symbol, aber ein positives: Die Haie wollten „Mutmacher sein in der Gesellschaft“, man wolle den „Leuten in einer Krisenphase eine gute Zeit“ bescheren. Was mit Blick auf die Tribünen klappte, da wurde gesungen und geschunkelt. Zudem wird das Eis im Stadion mehr erleben als drei Profispiele. Das Frauen- sowie die Jugendteams werden dort spielen, Schulen gehen drauf, es gibt längst ausgebuchte öffentliche Laufzeiten, Firmenevents.
Bleibt die Frage, wie es weitergeht mit dem „Winter Game“ in Zeiten knapper Kassen. Noch gebe es keine Bewerbungen für die Saison 2024/25, sagte Ligachef Tripcke. Es sei halt ein „riskantes Geschäft für die Klubs“, 30.000 bis 40.000 Zuschauer braucht es zur Refinanzierung. Was auch bedeutet: Es wird weiter in Stadien stattfinden, „weil die Infrastruktur da ist“, sagte Tripcke. An besonderen Orten wie vor dem Brandenburger Tor ein provisorisches Stadion zu bauen, das ist für die DEL eine Nummer zu groß. „Wir sind erst mal froh, wenn sich einer bewirbt.“