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Anzeigensonderveröffentlichung

INDUSTRIE X.0

Eine Serie über die Chancen

der Maschinenökonomie

Teil 2

Zwillinge

A

Das digitale zweite Ich des Menschen ist derzeit noch Utopie. In der Maschinenwelt der Industrie wird es durch „Digital Twins“ jedoch bereits Realität.

Von Guido Walter
Illustrationen von Lennart Gäbel

Als 2011 beim US-amerikanischen Spielshowklassiker „Jeopardy“ der Supercomputer Watson zwei menschliche Champions schlug, sprachen Experten von einem „Kitty Hawk“-Moment für die Künstliche Intelligenz. Kitty Hawk? „Mit Maschinen durch die Luft zu fliegen ist absolut unmöglich“, sagte der amerikanische Mathematiker Simon Newcomb im Jahr 1902. 18 Monate später schwebten die Brüder Wright im Doppeldecker über jenes Kitty Hawk, ein Küstenstädtchen in North Carolina. Der erste Motorflug eines Menschen löste eine beispiellose Welle an Innovationen aus. Bis dato Undenkbares wurde binnen kürzester Zeit möglich. „Kitty Hawk“ schuf die Basis für den modernen industriellen Flugzeugbau.

Ein solches Momentum durchlebt derzeit die Künstliche Intelligenz. Selbstlernende Systeme messen die Auswirkungen ihrer Entscheidung und verwerten sie für zukünftige. Maschinen werden in exponentiellem Tempo immer schlauer. Und beginnen bereits, Menschen in komplexeren Berufen zu ersetzen. In China stellte die China Construction Bank für eine Filiale nur Roboter als Personal ein. Sogar für den Posten des Chefs. Die Roboter kümmern sich um Kontoeröffnungen und den Geldtransfer. Beim Hedgefonds Bridgewater bestimmt ein Elektronenhirn die Zusammensetzung der Teams.

A

Künstliche Intelligenz als digitaler Zwilling des Menschen: In der Maschinenwelt der Industrie beginnt das, Realität zu werden. Wer heute eine Maschine plant, erschafft parallel dazu ihr virtuelles Abbild, den Digital Twin. Als dreidimensionales CAD-Modell mit allen Eigenschaften und Funktionen des echten Produkts. So begleitet der digitale Zwilling eines Autoscheinwerfers ihn vom ersten Entwurf über die Produktion und Weiterentwicklung bis hin zum Recycling. Dank des Doubles erkennen Entwickler Produktfehler bereits in frühen Phasen und können im laufenden Betrieb Korrekturen vornehmen.

Die Verzahnung industrieller Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik ist untrennbar mit dem Begriff „Industrie 4.0“ verbunden. Eine deutsche Erfolgsgeschichte. Bei der der Fokus auf Effizienz lag.

„Wir machen die Dinge, die wir gut machen, mit Industrie 4.0 noch besser. Aber wir haben die Geschäftsmodelle noch nicht wirklich umgedreht oder neue Umsatzkategorien erschlossen,“


sagt Frank Riemensperger, Deutschland-Chef des Beratungsunternehmens Accenture.

Damit das klappt, bedarf es eines Dreiklangs. Erstens: Stärken stärken, also Produkte „made in Germany“ mit mehr Sensoren ausstatten, ans Internet anbinden, sogar über ein Betriebssystem für Produkte nachdenken. Zweitens: generierte Daten nutzen und zurück ans Produkt spielen, sprich, das Potential von Big Data und Analytics ausspielen. Und drittens: neue, emotional packende Kundenerlebnisse ermöglichen, bei denen Service großgeschrieben wird. „Bei einem smarten Produkt macht der Nutzer eine neue Erfahrung, und der Anbieter kann neue Leistungsversprechen geben.” Wie diese: Der französische Reifenhersteller Michelin nutzt das industrielle Internet der Dinge so geschickt, dass er seinen Kunden Reifensicherheit, sprich: Mobilität anbieten kann. Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas druckt Schuhe mit Boost-Technologie speziell nach Wünschen des Kunden aus.


Hochqualitative „Outcomes“ statt Waren oder Dienstleistungen von der Stange. All dies sind Beispiele für neue Geschäftsmodelle „as a Service“.


Dazu bedarf es technischen Rüstzeugs. „Die meisten intelligenten Produkte haben heute schon eine Wartungsschnittstelle“, sagt Riemensperger. „Hersteller können sich dort einwählen und den Zustand der Maschine überprüfen. Aber sie haben diese Möglichkeit nicht genutzt, um die Maschine in jeder Sekunde im laufenden Betrieb zu verbessern.“

Dies wird mit digitalen Zwillingen viel einfacher. Eine Art „digitaler Schatten“? „Das verkennt die Sichtweise“, sagt Riemensperger. „Der Schatten kommt nach dem richtigen Objekt. Der Digital Twin aber existiert zuerst. Wenn wir Produkte komplett virtuell entwickeln, können wir sie auf Leistungsparameter und auf einzelne Märkte konfigurieren, vielleicht sogar auf einzelne Nutzer.“

Zum Beispiel, dank seines digitalen Zwillings, den erwähnten Autoscheinwerfer an die individuelle Sehstärke eines Menschen anpassen.

In der Ergänzung ihrer Qualitätsprodukte um digitale Services liegt die Digitalchance der deutschen Industrie. Allerdings drängt die Zeit. 6,4 Billionen vernetzte Geräte existieren auf der Welt. Bis 2020 soll ihre Zahl auf 20 Billionen ansteigen. Der Accenture-Digitalexperte Eric Schaeffer hält angesichts des Wachstumsschubs durch vernetzte digitale Technologien eine Variable für sinnvoller als schlichtes Hochzählen: „Industrie X.0“ statt 4.0. Bei Automobilbau, Medizingerätetechnik, Maschinenbau und Chemie sind die Deutschen nach wie vor Weltspitze. „Wir müssen uns fragen, welche Chancen digitale Plattformen in unseren Leitindustrien haben“, sagt Riemensperger.

Die Gefahr, sich durch zu starke Reglementierung von nützlichen Entwicklungen abzuschneiden, ist real. Wer das nicht glaubt, sollte den Blick nach China richten. Dort lassen eine Milliarde Menschen ihr Leben durch eine ganz andere Art digitalen Zwilling, nämlich den Messenger-Dienst „WeChat“, regeln. Nachrichten verschicken, telefonieren, Zugtickets buchen, Taxi bestellen, Arzttermine vereinbaren und Rechnungen bezahlen – all das erledigt WeChat binnen Sekunden. Der Innovationsschub überträgt sich auf die Industrie. „Themen wie Energie und Gesundheit geht China mit Vehemenz an“, sagt Riemensperger. „Bevor deren neue Produkte und Servicekombinationen zu uns kommen, sollten wir dringend die Flughöhe ändern.“ Im Silicon Valley waren alle schon. „Es ist jetzt an der Zeit, die digitale Safari nach China zu machen.“ Denn dort werden dank des Fortschritts in der Künstlichen Intelligenz und der Robotik derzeit ganze Industriezweige umdefiniert.

Future Camp von Accenture in Kronberg nahe Frankfurt
Kronberg (Taunus)


Derzeit müssen sich unsere
künstlichen Zwillinge
noch mit der Rolle eines Kompagnons begnügen.

Im Film „A.I. – Künstliche Intelligenz“ sehnt sich ein Roboter danach, ein echter Mensch zu werden. Derzeit müssen sich unsere künstlichen Zwillinge noch mit der Rolle eines Kompagnons begnügen. Zu mehr Arbeitslosigkeit muss das nicht führen. Menschen könnten etwa, von Augmented Reality ertüchtigt, Tätigkeiten ausführen, für die sie zuvor nicht qualifiziert waren.

Wenn in der vernetzten Fabrik der Zukunft immer mehr Produkte von immer weniger Menschen hergestellt werden, wären die Auswirkungen eher in Ländern am Ende der Produktionskette spürbar. Bei uns stellt sich die Frage nach dem übergeordneten Nutzen der Künstlichen Intelligenz. „Am Ende werden wir den Digital Twin für den Menschen brauchen“, glaubt Riemensperger. Wie eine intelligente Maschine ein schadhaftes Produkt in der Entwicklungsphase erkennt, könnte ein digitaler Zwilling des Menschen Krankheiten frühzeitig erkennen. Erste Ansätze gibt es in der Medizintechnik bereits. Der „Kitty Hawk“-Moment in der Medizin – vielleicht ist er näher als gedacht.

Riemensperger hält regelmäßig Vorträge zu Chancen der Digitalisierung für die deutschen Leitindustrien
Ausblick vom „Future Camp“ in Kronberg (Taunus)

Über Accenture

Accenture ist ein weltweit führendes Dienstleistungsunternehmen, das ein breites Portfolio von Services und Lösungen in den Bereichen Strategie, Consulting, Digital, Technologie und Operations anbietet. Mit umfassender Erfahrung und spezialisierten Fähigkeiten über mehr als 40 Branchen arbeitet Accenture an der Schnittstelle von Business und Technologie, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern. Mit rund 435.000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind, treibt Accenture Innovationen voran, um die Art und Weise, wie die Welt lebt und arbeitet, zu verbessern.

Quelle: Accenture

Veröffentlicht: 17.05.2018 10:25 Uhr