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Wie erkläre ich’s meinem Kind? : Warum sich Eishockeyspieler prügeln dürfen

Im Eishockey nichts Besonderes: Spieler vom ERC Ingolstadt und von den Kölner Haien prügeln sich Ende März 2019 im Stadion von Ingolstadt. Bildbeschreibung einblenden Podcast starten 08:02

Im Eishockey nichts Besonderes: Spieler vom ERC Ingolstadt und von den Kölner Haien prügeln sich Ende März 2019 im Stadion von Ingolstadt. Bild: Picture Alliance

Dass sich Menschen aufregen, ist Teil des Sports. Schiedsrichter sollen dafür sorgen, dass es dabei nicht zu Handgreiflichkeiten kommt. Doch für eine Sportart machen sie eine Ausnahme.

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          Wer zum ersten Mal ein Eishockeyspiel besucht, hat im Anschluss oft zwei Fragen. Eine davon: Wie schafft man es, den kleinen, schwarzen Puck, der mit irrer Geschwindigkeit übers Eis geschossen wird, über die gesamten sechzig Minuten Spielzeit nicht aus den Augen zu verlieren? Das ist leicht zu beantworten: Mit ein bisschen Übung und dem richtigen Gespür für die jeweilige Spielsituation wird es im Lauf der Zeit einfacher. Weil die Abläufe sich ähneln und man irgendwann ungefähr verstanden hat, wie das Spiel funktioniert und wo der Puck meistens hingespielt wird.

          David Lindenfeld
          Volontär.

          Die zweite Frage allerdings, die gern gestellt wird, ist nicht so leicht zu beantworten: Warum prügeln sich Eishockeyspieler öfter mal während des Spiels? Und warum wird das von den Schiedsrichtern und den Verantwortlichen, die den Spielbetrieb in den Ligen organisieren, nicht verhindert und verboten? Schließlich darf man sich, abgesehen vom Kampfsport, in keiner anderen Sportart prügeln, ohne dafür hart bestraft zu werden. Und ist das nicht gefährlich für die Gesundheit der Spieler?

          In der Deutschen Eishockey Liga steht an diesem Wochenende der erste Spieltag der neuen Saison an. In den Regeln gibt es extra welche für die Faustkämpfe, bei denen sich Spieler oft ohne Handschuhe ins Gesicht schlagen. Wer bei einer Prügelei mitmacht, muss für ein paar Minuten vom Eis. Das Spiel geht so lange ohne die beteiligten Spieler weiter. Wenn die Schlägerei gar nicht mehr aufhört, müssen die Spieler für den Rest des Spiels in die Kabine und sind für das nächste Spiel gesperrt. Wer häufiger bei Schlägereien mitmacht, für den werden die Strafen härter. Insgesamt aber sind sie für die kommende Spielzeit verändert – und sogar etwas weniger streng gemacht – worden.

          Bild: F.A.Z.

          Sie ähneln nun denen in der nordamerikanischen Profiliga NHL, wo sich die Spieler noch viel öfter prügeln als hier in Deutschland. Es lässt sich also zunächst einmal festhalten: Was beim Fußball, Handball, Basketball oder Tennis lange Sperren nach sich ziehen würde, scheint beim Eishockey keine große Sache zu sein.

          Liegt das daran, dass es auf dem Eis generell etwas ruppiger zugeht als bei anderen Sportarten? Viele Aktionen, die beim Eishockey erlaubt sind, wären in anderen Sportarten ein Foul. Man darf zum Beispiel den Gegner in die Bande drücken oder mit einem sogenannten Bodycheck umfahren, wenn man dabei von vorne oder von der Seite kommt. Die körperliche Härte gehört seit den Anfängen im 19. Jahrhundert zum Spiel. Genau wie die Schlägereien. Warum das so ist, lässt sich nicht mehr genau klären. Es kann gut sein, dass es anfangs einfach zu wenige feste Regeln gab, als das Spiel in Kanada zunehmend unter ärmeren Leuten populärer wurde – vor allem bei Soldaten, bei denen die Hemmschwelle für das Ausüben von Gewalt damals wohl niedriger war als heute. Eine andere Erklärung wäre, dass die Prügeleien aufkamen, um andere Spieler zur Rechenschaft zu ziehen, wenn diese ein Foul begangenen hatten, das von den Schiedsrichtern nicht geahndet wurde.

          Ein Spezialist fürs Prügeln

          Auch heute schlagen sich die Spieler meist dann, wenn es zuvor ein Foulspiel gab, oder wenn das andere Team den Torhüter bedrängt, nachdem der einen Schuss gehalten hat. Wiederum ein anderer Erklärungsansatz geht davon aus, dass die vielen Prügeleien mit der Einführung der blauen Linien auf dem Spielfeld zusammenhängen. Sie teilen das Eis in drei Drittel und sind wichtig für die Abseitsregelung. Seit ihrer Einführung halten sich viel mehr Spieler in der Mitte der Eisfläche auf, um nicht ins Abseits zu laufen. Das führt zu mehr Zweikämpfen und somit zu mehr Auseinandersetzungen zwischen den Spielern und schließlich auch zu mehr Schlägereien. Vermutlich ist es eine Mischung aus allen drei Ideen, mit der sich erklären lässt, warum Schlägereien beim Eishockey zum Teil des Spiels geworden sind. Man kann sie übrigens nicht nur ausschließlich im Männer-Eishockey beobachten. Auch bei den Frauen kommen diese Kämpfe vor.

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