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Wie erkläre ich’s meinem Kind? : Was Hormone mit uns machen

Ist das noch Aufregung oder schon ein Glücksgefühl? Fest steht, es liegt an den Hormonen. Bildbeschreibung einblenden Podcast starten 07:57

Ist das noch Aufregung oder schon ein Glücksgefühl? Fest steht, es liegt an den Hormonen. Bild: picture alliance / Zoonar

Wenn mal jemand anders drauf ist, als man sich das wünscht, heißt es oft: Daran sind die Hormone Schuld! Das kann stimmen, aber es gilt für so ziemlich alles im Leben: von der Atmung über die Aufregung bis zum Glück.

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          Die ältere Schwester ist seit neustem immer schlecht gelaunt; der Vater brüllt beim Fußballschauen den Fernseher an; als die Mutter schwanger war, hat sie ständig ganz ohne Grund geweint. Und an all dem Ärger, so hört man es immer wieder, sollen sie schuld sein: die Hormone. In der Schwangerschaft spielen sie angeblich eine große Rolle, in der Pubertät sowieso, und das Sexualhormon Testosteron soll schuld sein, dass selbst Väter sich manchmal wie Raufbolde benehmen.

          Johanna Kuroczik
          Redakteurin im Ressort „Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Doch Hormone können noch viel mehr: Tatsächlich gibt es so gut wie keinen Bereich unseres Körpers, der nicht von ihnen gesteuert wird. Manche sorgen dafür, dass wir ruhig einschlafen können, dass Umarmungen ein wohliges Gefühl erzeugen oder dass wir nicht ständig pinkeln müssen. Was ist das eigentlich, ein Hormon? Und wie funktionieren diese mysteriösen Alleskönner?

          Einfach ausgedrückt: Hormone sind die biochemischen Boten in unserem Körper. Wenn dieser eine Fabrik wäre, würden sie durch die Gänge flitzen und Befehle von der einen Abteilung zur anderen überbringen und dafür sorgen, dass der Betrieb am Laufen bleibt. Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich ihr Namensgeber, der englische Professor für Physiologie Ernest Starling am University College in London von dem altgriechischen Ausdruck für „Antreiben“ zu dem Namen „Hormone“ inspirieren lassen, als er im Jahr 1905 in Vorlesungen von seinen Experimenten berichtete.

          Wer bis zum Schlafengehen aufs Smartphone schaut, kriegt oft kein Auge zu – weil wegen der Helligkeit des Bildschirms ein Hormon nicht ausgeschüttet wird.
          Wer bis zum Schlafengehen aufs Smartphone schaut, kriegt oft kein Auge zu – weil wegen der Helligkeit des Bildschirms ein Hormon nicht ausgeschüttet wird. : Bild: picture alliance / empics

          Er hat damals einen Stoff entdeckt, der die Bauchspeicheldrüse dazu brachte, massig Flüssigkeit zu produzieren. Nun ist die Bauchspeicheldrüse nicht gerade das berühmteste aller Organe. Jeder kennt das Herz und die Lunge, aber den Pankreas? Trotzdem ist er enorm wichtig, er produziert Substanzen, die wir brauchen, um aus der Nahrung Energie zu gewinnen. Das allererste bekannte Hormon, das Starling damals mitentdeckt hat, ist das „Sekretin“, doch mittlerweile wurden noch mehr als hundert weitere menschliche Hormone entdeckt.

          Für den Fernverkehr, für die Nachbarschaft

          Fast alle Aspekte des Lebens werden von Hormonen gesteuert: die Atmung, der Herzschlag, der Schlaf, aber auch, wie gestresst wir sind und wie glücklich. Sie sind ganz unterschiedlich aufgebaut, manche bestehen aus Eiweißen, andere gehören zu den sogenannten Steroiden. Hormone sind sehr klein, viel winziger als eine menschliche Zelle, und werden meist von sogenannten Drüsen ins Blut abgegeben. Das Prinzip von Drüsen kennt eigentlich jeder: Wie unsere Speicheldrüsen im Mund Spucke produzieren, wenn wir etwas Leckeres riechen, gibt es im ganzen Körper Drüsen, die, wenn nötig, bestimmte Stoffe herstellen. Manche Hormone werden in unserer Nebennierenrinde produziert, andere in unserer Schilddrüse und besonders viele in unserem Gehirn.

          Im Denkorgan sind drei Regionen mit komplizierten Namen besonders wichtig: Der Hypothalamus, der Hypophysenhinterlappen und die Hirnanhangdrüse. Beispielsweise wird das Wachstumshormon im Gehirn produziert, das dann an den Knochen das Wachstum anregt, oder ein Hormon, dass dafür sorgt, dass die Niere genügend Flüssigkeit im Blut behält und wir nicht ständig auf die Toilette müssen. Zur Vollständigkeit: Es gibt auch Hormone, die im Gewebe produziert werden, aber die reisen dann nicht durch den ganzen Körper, sondern übermitteln nur den Nachbarzellen eine Botschaft.

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