Wie erkläre ich’s meinem Kind? : Wie umweltschädlich Weihnachten ist
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Viel vom Fest ist für die Tonne: Unter diesem Baum liegen nur noch die Geschenkpapiere. Bild: Picture-Alliance
Wer sich einmal genauer anschaut, wie umweltschädlich das Weihnachtsfest eigentlich ist, dem kann schon richtig schlecht werden. Und wenn man für beides ist – fürs Feiern und für die Natur? Ein paar Zahlen und Ideen.
Wem der Umweltschutz am Herzen liegt – und das sollte er allen – , der weiß im Groben, was er zu tun hat: Unnötige Verpackungen vermeiden, nur Dinge kaufen, die man auch wirklich braucht, möglichst wenig wegschmeißen, schon gar keine Lebensmittel, und wenn doch etwas wegmuss, dann bitteschön zum Recycling. Viele Erwachsene machen sich diese Verantwortung gern mit dem Sinnspruch bewusst, wir hätten die Welt schließlich nur von unseren Kindern geliehen. Wir müssen sie also in möglichst gutem Zustand weitergeben. Und Kinder interessieren sich oft so brennend für Tiere und Pflanzen und die Natur, dass für sie eigentlich selbstverständlich ist, sich auch darum zu kümmern.
Und trotzdem bereiten wir gerade ein Fest vor, für viele das Lieblingsfest im ganzen Jahr, bei dem gleich eine ganze Reihe dieser Grundsätze gehörig missachtet werden: Zu Weihnachten wird alles noch einmal extra mit Geschenkpapier verpackt und oft genug auch noch verziert, nur um es gleich wieder auszupacken. Unter jedem Weihnachtsbaum findet sich mindestens ein Geschenk, mit dem der Beschenkte beim besten Willen nicht viel anfangen kann. Überhaupt der Weihnachtsbaum: Fast 30 Millionen Weihnachtsbäume werden in Deutschland jedes Jahr gekauft, und etwa neunzig Prozent davon, also 27 Millionen Bäume, ohne Wurzeln, also zum Wegwerfen. Es gibt Unmengen zu essen, viele Leute stöhnen über die Völlerei zum Weihnachtsfest, und wir werfen sowieso viel zu viel Essbares wieder weg: Nach einer zwei Jahre alten Untersuchung pro Kopf im Durchschnitt 78 kg Lebensmittel im Jahr, mehr als die Hälfte davon unnötigerweise.
Der Stromverbrauch in Privathaushalten war in den vergangenen Jahren am ersten Weihnachtstag um ein Drittel höher als an einem durchschnittlichen Tag. Mit diesen 120 Millionen Kilowattstunden mehr an einem einzigen Tag könnten ein ganzes Jahr lang 34.000 Haushalte versorgt werden. Und da haben wir noch gar nicht vom Reisen gesprochen: Millionen von Menschen fahren für die Feiertage zu ihren Eltern, Großeltern, Kindern – oder machen Urlaub irgendwo, wo es wärmer oder weißer ist als Zuhause. All die Abgase, all der Energieverbrauch!
Eine Möglichkeit zu beschreiben, welche Auswirkung unser Handeln auf das Klima hat, ist die CO2-Bilanz. Sie fasst zusammen, wie viel Kohlenstoffdioxid und andere Treibhausgase wir freisetzen – in Kilogramm. Alle gut festhalten: Mit all den Extras zu Weihnachten – dem Braten, der Beleuchtung, dem Inlandsflug, wenn es einen gibt – verursachte jeder Deutsche vor ein paar Jahren durchschnittlich 338 kg Kohlenstoffdioxid allein an den Weihnachtsfeiertagen. Bei manchen Leuten sind es über zwei Tonnen. Dabei liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoß bei 11,5 Tonnen in einem gesamten Jahr.
Puh. Jetzt ist uns schwindelig vor lauter Zahlen und schlecht vor Gewissensbissen, dabei hat das Weihnachtsfest noch nicht einmal angefangen. Und nun? Einfach keine Geschenke, keine Besuche, Licht aus und früh ins Bett? Das kann es doch wohl auch nicht sein! Schließlich heißt Weihnachten nicht einfach so Familienfest oder Fest der Liebe: Uns würde ohne etwas fehlen. Aber wie wäre es, wenn wir einfach bei den Wünschen und den Vorbereitungen ein bisschen darauf achten, was sie für die Umwelt bedeuten? Ob wir nicht mit einer kleinen Änderung, die bei unserem Fest vielleicht nicht einmal groß auffallen muss, eine umweltfreundlichere Art zu feiern finden? Nicht die Heizung auf Anschlag, den Baum in vollem Kerzenglanz und gleichzeitig alle Fenster auf Kipp haben. Nicht an jedem Feiertag einen neuen Braten auftischen. Mehr Sorgfalt bei der Auswahl der Geschenke. Die Geschenke weniger aufwendig einpacken – oder, so macht man es zum Beispiel in Japan, in wiederverwendbare Tücher statt in Papier, das man dann wegschmeißen muss. Solche Sachen.
Wenn man mal drüber nachdenkt, gibt es mehr Kleinigkeiten, bei denen man etwas ändern kann, als man erst einmal glaubt. Zum Glück gibt es immer mehr Familien, die sich solche Gedanken machen. Und gegen das, was eine Woche später, an Silvester, aus altem Brauch an purer Umweltverschmutzung betrieben wird, ist Weihnachten sowieso noch harmlos. Wobei eine ganze Reihe von Städten in Deutschland zumindest Zonen plant, in denen Feuerwerk und Böller auch dann nichts zu suchen haben.
Eine illustrierte Auswahl von Beiträgen unserer Kolumne „Wie erkläre ich’s meinem Kind?“ ist bei Reclam erschienen.
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