Die Katastrophe in Kauf genommen
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Eine Frau im Flüchtlingscamp auf Lesbos, 6. Februar 2020. Bild: Reuters
Auf der griechischen Insel Lesbos spielt sich eine humanitäre Katastrophe vor unseren Augen ab. Darauf muss Deutschland mit mehr reagieren als der frommen, vergeblichen Hoffnung auf eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise.
„Man flieht vor dem Rauch und stürzt in die Flamme“ lautet ein Sprichwort aus der Region, in der sich täglich Flüchtlinge auf morschen Booten über das Mittelmeer wagen – stets auf der Suche nach einem besseren Leben. Tausende sind in den vergangenen Jahren bei der Überfahrt ertrunken. Wer sie überlebt, landet höchstwahrscheinlich in einem der zahlreichen Lager auf griechischen und italienischen Mittelmeerinseln. Dort leben die Flüchtlinge in prekären, menschenunwürdigen Bedingungen und fristen ein trostloses Dasein. So ergeht es auch den rund 18.000 Flüchtlingen, darunter viele, teilweise unbegleitete Kinder, auf der griechischen Insel Lesbos. Auf Lesbos hat sich vor unser aller Augen eine humanitäre Krise entwickelt, wie wir sie in den Grenzen der Europäischen Union nicht für möglich gehalten haben.
Die Lage in den Flüchtlingslagern Olive Grove und Moria könnte dramatischer kaum sein: Sie sind hoffnungslos überfüllt, die hygienischen Zustände nicht tragbar, gewalttätige und sexuelle Übergriffe an der Tagesordnung. Die meisten Flüchtlinge leben bei Dunkelheit in Angst und trauen sich nicht aus ihren provisorischen Plastikzelten heraus. Medizinische Versorgung, insbesondere für Kinder und schwangere Frauen, ist in Olive Grove nicht vorhanden.
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