Digitaler Hass ist brandgefährlich – aber anders als gedacht
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Wirken die Maßnahmen gegen Hass im Netz? (Symbolbild) Bild: Imago
Hasskommentare richten sich vor allem gegen Minderheiten und Frauen, sind rechtsradikale Hetze mit modernen Mitteln – so die landläufige Ansicht. Doch aus einer breitangelegten neuen Untersuchung wissen wir jetzt: Digitaler Hass ist vielschichtig.
Wer einen vielgestaltigen Gegenstand vermessen will, braucht unterschiedliche Zugänge. Darum haben wir in der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig und im Studiengang Journalismus der Hochschule Macromedia (Hamburg) interdisziplinär sich ergänzende Methoden entwickelt: Wie digitaler Hass wahrgenommen wird und was er auslöst, haben wir rund 1000 Menschen repräsentativ gefragt. Wir haben an die 50 Interviews mit Betroffenen und Urhebern von digitalem Hass und weiteren Akteuren geführt. Und wir haben 2018 und 2020 rund 100.000 Publikumskommentare zu reichweitenstarken Facebook-Seiten deutscher Massenmedien in den Jahren 2018 und 2020 erfasst und daraus 1.303 Hasskommentare herausgefiltert und analysiert – also jene Beiträge, die Menschen beleidigen bzw. bedrohen.
Digitaler Hass vergiftet die Debatte
Unsere repräsentative Befragung zeigt: Digitaler Hass vergiftet die Debatte und bringt Menschen zum Schweigen. zehn Prozent aller Befragten berichteten, dass sie selbst bereits Ziel von Hass in der Internet-Öffentlichkeit (soziale Medien, Blogs etc.) waren. Dabei stellen öffentliche herabwürdigende Äußerungen im Internet für die Betroffenen eine besonders intensive Rechtsverletzung dar. Sie sind für eine Vielzahl von Personen – auch die Arbeitgeberin, Freunde und Familie – einsehbar und können häufig nicht oder nur unter erheblichem Aufwand gelöscht werden. Es erstaunt daher nicht, dass die Adressierten von digitalem Hass über weitreichende psychische und physische Folgen berichten.
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