Einspruch exklusiv : Wann ist es Zeit zu wechseln?
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Nicht nur der Schritt zum Mandanten, auch ein Wechsel zur Konkurrenz kann die Karriere befördern. Gilt es auch hier, einen idealen Zeitpunkt abzupassen?
Tatsächlich sind die Zeitrahmen hier deutlich flexibler. Das Problem der divergierenden Gehaltsgefüge entfällt unter Wettbewerbern weitgehend, und je nach Team und Situation können Kanzleien unterschiedliche Senioritäten benötigen.
Zumindest im Moment ist allerdings auch in vielen Großkanzleien das Senioritätslevel um drei bis vier Jahre sehr gefragt, weil vor allem Transaktionsteams hier Lücken aufweisen, nachdem sich eigene Mitarbeiter von der Kanzlei verabschiedet haben.
Doch auch später bleiben junge Anwälte für andere Kanzleien attraktiv. Je mehr Berufserfahrung man gesammelt hat, desto stärker rückt allerdings ein ganz anderes Thema in den Fokus: Die Frage nach dem Business Case, also dem transportablen Geschäft. Der Sprung in die Partnerschaft fällt außerdem leichter in einem Haus, in dem man zumindest schon zwei bis drei Jahre Zeit hatte, die verschiedenen Partner und Entscheider von sich zu überzeugen. Der Versuch „in die Partnerschaft zu wechseln“ ist in den vergangenen Jahren bei ebenbürtigen Häusern deutlich schwerer geworden. Eine Ausnahme gibt es: Bin ich in einem seltenen Rechtsgebiet tätig, das gerade sehr gefragt ist, und damit ein echtes „strategischer Hire“ – dann kann ich mit großer Flexibilität bei meinen potenziellen Arbeitgebern rechnen.
Empfehlung
Karriere ist nur bedingt planbar – es geht immer auch darum, Chancen zu erkennen und zu nutzen, wenn sie sich auftun. Wer unbedingt noch den Schritt zum Senior Associate oder ein Secondment mitnehmen will, der wird damit nicht unbedingt attraktiver für die Rechtsabteilungen.
Internationales Arbeiten stellt man auch schon durch die Tätigkeit in einer internationalen Kanzlei unter Beweis, und der Schritt zum Senior Associate bedeutet in der Inhouse-Struktur recht wenig – Rechtsabteilungen haben eine ganz andere Titelstruktur als Kanzleien. Zudem erfolgt der Schritt zum Senior Associate bei den verschiedenen Kanzleien zu unterschiedlichen Zeitpunkten und unter verschiedenen Voraussetzungen. Bei manchen Kanzleien steigt man quasi automatisch nach einer bestimmten Zeit auf, bei anderen muss man vordefinierte Fähigkeiten nachweisen. Für Rechtsabteilungen sind diese Schritte oft schwer nachvollziehbar und deshalb wenig relevant.
Ein wichtiges Argument hingegen ist das eigene Rechtsgebiet. Je spezialisierter ich bin, desto opportunistischer sollte ich auf den Markt reagieren. Inhouse-Rollen mit klarem Dispute-Schwerpunkt zum Beispiel gibt es nun einmal seltener als solche mit allgemeinem gesellschaftsrechtlichem Hintergrund. Ähnliches gilt für den Standort: Bin ich örtlich flexibel, so darf ich mir ruhig mehr Zeit lassen als ein Kandidat, den es unbedingt in eine bestimmte Region zieht, in denen es nicht viele Unternehmen oder Kanzleien gibt. Klopft eine von denen an, sollte man nicht zögern.
Kathrin von Hardenberg ist Gründerin und Geschäftsführerin von Indigo Headhunters und dort Leiterin der Practice Legal & Compliance.